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Dem ORF wird derzeit attestiert, einen Coup gelandet zu haben. Mag sein. Immerhin verdingt sich mit Marilyn Manson auch nicht Niemand als einmaliger Gast-Coach für die Castingshow "Helden von morgen".
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Wenn der am 5. Jänner 1969 als Brian Hugh Warner geborene und einst von Würdenträgern der katholischen Kirche oder besorgten Großmüttern als "Schockrocker" bezeichnete Musiker heute, Freitag, die Bretter betritt, die am Küniglberg eine kleine Welt bedeuten, darf aber zumindest eines bezweifelt werden: ob das mit dem Coup auch umgekehrt gilt.
Setzt man voraus, dass Castingshows als mediale Stangenware wenig Prestige besitzen, muss die Karriere eines dort gestrandeten Musikmillionärs aus Amerika, sagen wir, doch etwas beschädigt sein. Im Falle Mansons bedeutete die Abwärtsspirale eine über die Etablierung im Mainstream erfolgte Wandlung vom gefallenen Engel hin zum Produzenten seiner mit 66,6 Volumsprozenten Alkohol teuflisch konnotierten Absinth-Hausmarke "Mansinthe" mit einem zweiten Standbein als durch die Kunstgalerien der Welt tingel-tangelnder Aquarell-Malermeister unter Patronanz von Gottfried Helnwein.
Und längst hat es sich herumgesprochen: Alles nur Show, Show, Show. Marilyn Manson frisst gar keine Kinder. Der Mann ist gebildet und gilt privat als sensibel. Während also vor gefühlten wie tatsächlichen Ewigkeiten im ORF diskutiert wurde, ob der Österreich-Auftritt Mansons die Jugend gefährde, hat der Schrecken heute einen neuen Namen. Schließlich könnte Lukas Plöchl als fleischgewordener Frontalangriff auf den guten Geschmack noch einmal "Oida Taunz" zum Besten geben: Hölle, Hölle, Hölle!