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Höllenhund ist immer noch hungrig

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

Kaufpreis beträgt 5,5 Milliarden Euro. | Auswirkungen auf Zulieferer Magna in Österreich unklar. | DaimlerChrysler soll künftig "Daimler AG" heißen. | Stuttgart/Wien. Mitte Februar hat der Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche erstmals davon gesprochen, angesichts hoher Verluste bei der US-Tochter Chrysler "alle Optionen", inklusive eines Verkaufs, zu prüfen. Jetzt, drei Monate später, ist die Entscheidung gefallen. Der Private-Equity-Fonds Cerberus, der schon die heimische Bawag gekauft hat, übernimmt nun auch 80,1 Prozent an Chrysler. Die übrigen 19,9 Prozent bleiben bei Daimler.


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Cerberus zahlt 5,5 Milliarden Euro für die Übernahme. 4,5 Milliarden davon kommen Chrysler als Eigenkapitalstärkung zugute, eine Milliarde geht an Daimler. Aus dieser Milliarde muss Daimler aber noch ein Darlehen an Chrysler sowie den Abbau von Schulden finanzieren. Unter dem Strich, sagt Dieter Zetsche, führe die Transaktion zu einem Bargeld-Abfluss von 500 Millionen Euro für Daimler. In der Bilanz des heurigen Jahres werden die Spuren aber größer sein, weil es auch einige Korrekturen bei Buchwerten geben müsse. Insgesamt werde die Transaktion den Netto-Gewinn von Daimler heuer um 3 bis 4 Milliarden Euro verringern.

Langfristiger Ansatz

Cerberus-Präsident John Snow meint zu den Gründen für den Einstieg schlicht: "Wir glauben an Chrysler." Manche Unternehmen seien besser dran, wenn sie nicht permanent an Quartalsberichten gemessen werden müssten. Chrysler sei seiner Meinung nach ein solches Unternehmen. Cerberus sei an langfristigen Ergebnissen für seine Investoren interessiert, nicht an kurzfristigen Quartalsergebnissen oder Analystenmeinungen.

Neben Cerberus hatte sich auch ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Blackstone und Centerbridge sowie der Magna-Konzern des Austro-Kanadiers Frank Stronach für Chrysler interessiert.

Wie sich der Zuschlag für Cerberus auf das Magna-Werk in Graz auswirken wird, das 90.000 Fahrzeuge pro Jahr (37 Prozent der Gesamtproduktion) für Chrysler herstellt, will man bei Magna derzeit nicht beurteilen. Mit Ende des Jahres läuft die Produktion für den Mini-Van Voyager aus, von dem heuer 18.000 Stück in Graz gebaut wurden. Magna bemüht sich um Folge-Aufträge, was bei einer Beteiligung an Chrysler wohl einfacher gewesen wäre.

Warum Daimler mit 19,9 Prozent an Chrysler beteiligt bleibt, begründet Zetsche mit der gemeinsamen Logistik sowie der gemeinsamen Entwicklung schadstoffärmerer Technologien. Die Verpflichtungen aus Pensions- und Krankenversicherung verbleiben bei Chrysler. Daimler wird dafür keine Haftungen mehr haben.

Neuer Name

Durch die Trennung von der US-Tochter ist auch ein neuer Name für Daimler-Chrysler nötig. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung soll die Umbenennung in "Daimler AG" beschlossen werden.

Was Chrysler betrifft, so soll es keine Umstrukturierungen geben, die über das bereits bekannte Maß hinaus gehen. Chrysler-Chef Tom LaSorda hatte schon vor Monaten bekannt gegeben, dass Chrysler 13.000 Mitarbeiter bis zum Jahr 2010 abbauen wird.

Die US-Gewerkschaft steht hinter der Transaktion. Ron Gettelfinger, der Präsident der United Auto Workers (UAW) sieht die Übernahme "im besten Interesse der UAW-Mitglieder, der Chrysler-Gruppe und Daimler".

Warum Magna nicht zum Zug gekommen ist, will Zetsche im Detail nicht beantworten. "Wir haben fünf Kriterien aufgestellt, nach denen wir alle Bieter beurteilt haben", sagt der Daimler-Chef. Bei allen fünf sei Cerberus zwar "nicht bei weitem", aber doch "sehr klar" Bester gewesen.

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