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Als ORF 1 am Montagabend "die Highlights der Oscar-Nacht" präsentierte, waren die Namen der Preisträger längst kein Geheimnis mehr. Weil aber der Ausgang der Sendung von vornherein bekannt war, konnte man sich daher umso aufmerksamer den Details der Präsentation zuwenden.
Wie immer fielen auch diesmal die Dankesreden der Sieger auf "amerikanische" Weise sentimental aus. Jamie Foxx, der "best Actor in leading role", erinnerte sich zum Beispiel an seine Großmutter - und bei dem Gedanken, dass seine liebe Oma nicht mehr unter uns weilt, kamen dem best Actor ein paar präzis getimte Tränen.
Während die Sieger also ihren Gefühlen mehr oder weniger freien Lauf lassen durften, mussten die Unterlegenen Haltung bewahren. Da hier aber Filmleute der Weltklasse gegeneinander antraten, war auch das kein Problem. Schön, stolz und regungslos trat Annette Benning auf und kündigte den Cellisten Yo-Yo Ma an, der zu Ehren der verstorbenen Hollywood-Größen ein Stück von Bach spielte. Und nicht im Geringsten war der Schauspielerin anzumerken, dass sie kurz zuvor beim Wettbewerb um die beste Hauptdarstellerin die Unterlegene gewesen war.
Die deutschen Kommentare zur Sendung zeigten weniger Stilgefühl. Da wurde Gwyneth Paltrow als "Heulsuse" angekündigt, und Sean Penn als "Spezialist für angeknackte Typen" - aber solche Etikettierungen waren für den Anlass eigentlich zu plump.