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Die neuerliche Annäherung von Vatikan und Piusbruderschaft sollte die antisemitischen Hetzparolen von Bischof Williamson nicht vergessen lassen.
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Bischof Richard Williamson wurde im dritten Rechtsgang wegen "Volksverhetzung" zu 6500 Euro Strafe verurteilt. Als Bischof der erzkonservativen Piusbruderschaft hatte er 2009 in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen behauptet: "200.000 bis 300.000 Juden sind in Konzentrationslagern gestorben, aber kein einziger davon in Gaskammern." Seinem Einspruch folgte die Berufungsinstanz wegen eines Formfehlers, der aber die Strafbarkeit der Hetze nicht aufhob.
Der Vatikan hatte Williamson prompt zum Widerruf aufgefordert. Doch der Bischof beließ es bei der "Entschuldigung", er habe sich als "Nicht-Historiker vor 20 Jahren auf Grundlage der damals verfügbaren Beweise" eine Meinung gebildet. Diese Meinung tat er 1989 in Kanada öffentlich kund: "Holocaust - alles Lügen, Lügen, Lügen. Die Juden erfanden den Holocaust, damit wir demütig auf Knien ihren neuen Staat Israel genehmigen."
Williamson munitionierte die Antisemiten weiter: 2000 Jahre lang hätten Juden versucht, den Vatikan zu unterwandern. Die "Protokolle der Weisen von Zion" - eine plumpe Fälschung zum Beweis einer jüdischen Weltverschwörung - seien eine "authentische Informationsquelle". Die Juden seien "Haupttäter des Gottesmordes". Und in der Piusbruderschaft agitierte er weiter mit der "Riesenlüge von sechs Millionen Vergasten".
Gegen den Willen des Vatikan wurde Williamson 1988 zum Bischof der Piusbrüder geweiht und deshalb exkommuniziert. Später leitete er ein Piuspriesterseminar in Argentinien, verlor wegen der Holocaustleugnung diesen Posten und kam der Ausweisung wegen "Beleidigung der Argentinier, des jüdischen Volkes und der Menschheit" durch freiwillige Rückkehr in die bayrische Zentrale der Bruderschaft zuvor.
Als Beweis gegen den Holocaust stützt sich Williamson auf das "Leuchter-Gutachten", das 1988 im Prozess gegen den unverbesserlichen Nazi Ernst Zündel in Kanada Aufsehen erregt hatte. Zündel hatte Fred Leuchter, einen angeblichen Hinrichtungsexperten und Konstrukteur von Gaskammern in US-Gefängnissen, beauftragt, die Ruinen der Gaskammern in Auschwitz und Treblinka zu untersuchen. Als Zeuge für Zündel behauptete Leuchter dann vor Gericht, keine Spuren von Vergasung entdeckt zu haben, weshalb der Holocaust ein Schwindel sei.
Die US-Justiz dementierte, dass er Gaskammern konstruiert habe. Das Gericht hielt ihm vor, nicht einmal einfachstes Basiswissen in Chemie, Physik und Toxikologie zu haben, weshalb das "Gutachten" wertlos sei. Letztlich gab Leuchter zu, sein Titel "Exekutionsingenieur" sei frei erfunden. Zündel wurde später an Deutschland ausgeliefert und wegen Volksverhetzung und Holocaustleugnung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Leuchter entzog sich der Justiz in den USA und Kanada und kam in Deutschland mit einer Geldstrafe davon. Leuchter wäre keine Fußnote wert, hätte sein "Gutachten" nicht der "revisionistischen" Pamphletliteratur als "wissenschaftlicher Beweis" gegen die "Sechs-Millionen-Lüge" Auftrieb gegeben. Aus diesen Giftquellen aber bezog "Nicht-Historiker" Williamson seine Kenntnis.