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Holz allein ist zu wenig

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Am Anfang, in den 1950er Jahren, stand ein kleiner Tischlereibetrieb. Heute ist das Unternehmen List mit Sitz in Edlitz, Niederösterreich, eine Holding mit sechs Tochterfirmen, die 90% ihrer Produkte exportiert - innerhalb Europas sowie in die USA und den arabischen Raum.


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"Wir entwickeln Gesamtlösungen. Der reine Tischlereibereich macht heute nur mehr 10% aus", berichtet Reinhard List. Er ist gemeinsam mit seinem Bruder Franz und drei weiteren Herren Geschäftsführer von List. Das Unternehmen stattet Luxusschiffe, Hotels, Restaurants, Banken und Geschäften aus und erwirtschaftet derzeit 70 Mio. Euro Umsatz. Zu den 250 Beschäftigten zählen 24 Lehrlinge. In der Produktion sind 150 Männer und 10 Frauen tätig. "Her damit!", meinte Franz List, angesprochen auf die geringe Zahl an Tischlerinnen. Er würde mehr Tischlerinnen einstellen - wenn es sie gäbe.

Die List-Mitarbeiter entwerfen, planen und fertigen die Projekte als sogenannte "Turn Key Anbieter" (Gesamtanbieter) an zwei Produktionsstandorten in Niederösterreich. Ein dritter Standort mit 280 bis 400 weiteren Mitarbeitern ist geplant - "wo auch immer in Österreich der sein wird". Vom Auslagern der Produktion halten die Brüder wenig: "Wir wollen ein Familienunternehmen bleiben. Der Standort Österreich ist international mit großer Wertschätzung behaftet", erklärt Reinhard List.

Auf den Weltmeeren zuhause

Auf der einen Seite steht das Bekenntnis zu Überschaubarkeit bei Betriebsgröße und Eigentümerstruktur. Auf der anderen Seite gibt es bei den zu planenden Objekten keine Einschnitte, was das Ausmaß der Projekte anbelangt: Das Unternehmen stattete etwa ein Kreuzfahrtschiff von 200 Metern Länge und 32,5 Metern Breite aus, das 110 Eigentumswohnungen und 88 Suiten beherbergt. Die Gesamtgrundfläche der Apartments, Suites und Korridore beträgt dort 15.000 Quadratmeter, die Wandflächen rund 35.000 Quadratmeter.

Als Generalauftragnehmer war List u.a. für die Gestaltung der Wände, Decken, Türen, Bodenbeläge und die dekorativen Wand- und Deckenoberflächen sowie für die fixe und lose Möblierung, die Küchen inklusive Einbauten, Bäder, Armaturen verantwortlich. Um die Beleuchtung und die textile Dekoration kümmerte sich das Unternehmen ebenfalls. Vier internationale Designer entwarfen vier verschiedene Einrichtungstile, wobei die späteren Eigentümer mitreden konnten. "Wenn sich einer einen Marmortisch gewünscht hat, mussten wir eine Couch weniger einplanen, um kein Problem mit dem Gewicht zu bekommen", berichtet Reinhard List.

Haus ohne Hüter

Ein Hotel ohne Personal, das "Orange Wings-Hotel", hat List-Mitarbeiter Roman Lechner entworfen. "Wir haben sämtlichen Schnickschnack weggelassen, man kann einfach, schnell und trendy übernachten", beschreibt Lechner sein Konzept. Die einzigen Personalkosten entfallen auf die Reinigungsfirma.

Am "Hotelomat" wird eingecheckt: Der Gast bezahlt per Bankomat- oder Kreditkarte, im Gegenzug spuckt der Automat die Zimmerkeycard aus. Die Putzfrau gibt nach erfolgtem Auschecken das Zimmer frei. Das Frühstück kann in benachbarten Gaststätten konsumiert werden. Eine Nacht im Doppelzimmer kostet 42 Euro, gleich wieviele darin übernachten. Der Preis ist ein Jahr gültig. Surfen im Internet ist im Preis inkludiert. Bei Problemen hilft ein Callcenter. Zur Zeit gibt es zwei "Orange Wings"-Hotels, mit Standort in Krems und Wiener Neustadt. Bis Ende 2004 will List drei Hotels in der Steiermark und eines südlich von Wien errichten. Die Herstellungskosten machen etwa 60% eines 3-Sterne-Hotels aus, pro Zimmer werden 40.000 Euro investiert.

Das jüngste Kind

Das "Basic Med Center" (BMC), ein standardisierter Stützpunkt für drei bis fünf Ärzte, plant List mit Partnern aus dem Ausbildungs- und Medizintechnikbereich. Der erste Standort (Krems) soll im September fertig sein. Ein BMC ist in acht Wochen betriebsfertig und für die medizinische Grundversorgung von 10.000 Menschen gedacht. In einem sechsmonatigen Kurs kann sich potenzielles Personal medizinisch und technisch in Krems ausbilden lassen. "Nur mit dem Thema Holz würden wir die geplante Expansion nicht schaffen", meint Franz List. "Wir werden weiterhin viel in Forschung und Entwicklung investieren."