US-Bevölkerung in der Frage der Homosexuellenehe tief gespalten.
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Washington. Die Möglichkeit von Ehen gleichgeschlechtlicher Partner, die derzeit in 30 der 50 US-Bundesstaaten per Verfassungszusatz verboten sind, wird zum Thema im US-Wahlkampf. Präsident Obama sprach sich in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC erstmals offen für Ehen von Schwulen und Lesben aus, nachdem er im Präsidentschaftswahlkampf vor vier Jahren noch eine gegenteilige Position bezogen hatte.
Obama machte diese Aussage just an jenem Tag, als in North Carolina per Volksabstimmung mit 61 zu 39 Prozent ein Verfassungszusatz abgesegnet wurde, der gleichgeschlechtliche Ehen verbietet.
In den letzten Tagen war der Druck auf den Präsidenten gestiegen, in dieser Frage offen Farbe zu bekennen, nachdem sein Stellvertreter Joe Biden am Wochenende ebenfalls in einem TV-Interview betont hatte, er fühle sich absolut wohl mit der Anerkennung von Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Obama sagte nun, dass er nach mehreren Jahren der Reflexion zu dem Schluss gekommen sei, es sei Zeit voranzuschreiten. Nicht zuletzt hätten die Erfahrungen seiner Töchter, die Freunde mit gleichgeschlechtlichen Eltern haben, zu seinem Entschluss beigetragen, der auch von seiner Frau Michelle unterstützt werde.
Bisher hatte sich Obama lediglich für eingetragene Partnerschaften von Homosexuellen eingesetzt, für die zwar die gleichen Rechte wie für traditionelle Ehen gelten sollen, die aber nicht als Ehe definiert werden. Aber nach Gesprächen mit Betroffenen und nach den Erfahrungen, die man mit der Eliminierung der Restriktionen für Homosexuelle in der Armee gemacht habe, sei er zu der Überzeugung gelangt, dass auch die Ehen von gleichgeschlechtlichen Partnern legalisiert werden sollten.
Nach den letzten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Gallup spaltet die Frage der Homosexuellenehe die Amerikaner in zwei annähernd gleich starke Gruppen. 50 Prozent sind dafür und 48 Prozent dagegen. Auch im demokratischen Lager selbst gibt es viele Gegner. Etwa 55 Prozent der Afroamerikaner sind gegen gleichgeschlechtliche Ehen und ähnlich dürfte die Lage bei den Hispanos sein, die mehrheitlich katholisch sind.
Obamas voraussichtlicher Gegenkandidat Mitt Romney bekräftigte seine Ablehnung der Ehe gleichgeschlechtlicher Partner. Ehe sei für ihn nur eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, sagte Romney, der sich erst vor kurzem heftigen Angriffen konservativer Kreise ausgesetzt sah, weil er einen offen homosexuell lebenden Mann zu seinem Sprecher für Außenpolitik und nationale Sicherheit bestellen wollte. Zuletzt tauchten Vorwürfe auf, Romney habe als Teenager knapp vor dem Abschluss der High School zusammen mit Freunden einem als homosexuell geltenden Mitschüler die blond gebleichten Haare abgeschnitten. Romney entschuldige sich umgehend für den Vorfall: Er habe "einige dumme Sachen gemacht", so der Republikaner.