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Homosexuelle fordern Anerkennung

Von Alexandra Grass

Politik

Mit den Worten "Totgeschlagen - Totgeschwiegen" enthüllten die HOSIs 1984 in Mauthausen den weltweit ersten Gedenkstein für die homosexuellen NS-Opfer. Gegen das Totschweigen erfolgt nun Aufklärungsarbeit: Eine Ausstellung am Heldenplatz bietet der Bevölkerung erstmals in Österreich Einblick in das Thema. Ein Rechtsanspruch auf Entschädigung wurde jener Opfergruppe von der Regierung nach wie vor nicht gewährt - im Gegenteil: Jegliche Anerkennung wurde bis dato abgelehnt, wie die Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, Hannah Lessing, am Mittwoch einmal mehr betonte.


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"Von offizieller Seite wird den Homosexuellen die Opfereigenschaft abgesprochen", demnach gibt es im Opferfürsorgegesetz keine Regelung für einen Rechtsanspruch auf Entschädigung. Zuletzt wurde die Forderung nach Anerkennung im Nationalrat am 6. Juni einmal mehr von den Regierungsparteien mit der Begründung abgelehnt, man müsse prüfen, ob es Überlebende gibt.

Dem Nationalfonds liegen zwei Anträge von ehemaligen Opfern vor. Lessing nannte mehrere Gründe für diese geringe Zahl: Die meisten Verfolgten haben die Verbrechen nicht überlebt. Teils seien die Überlebenden schon gestorben - oder sehr alt. Für jene sei es schwer, sich jetzt noch zu outen, beziehungsweise haben sie nach langem Kampf um Anerkennung bereits resigniert.

Dennoch müsse dringend die Aufnahme der Homosexuellen in das Opferfürsorgegesetz erfolgen, so Lessing. Denn würde das unterbleiben, käme das einer Legitimierung dieser Verbrechen gleich, so Kurt Krickler, Generalsekretär der HOSI Wien. Nur wenige könnten die Genugtuung noch erfahren - ein symbolischer Akt der Erinnerung an die Ermordeten wäre dies allemal.

Der Öffentlichkeit wird die Thematik nun mittels der Ausstellung "Aus dem Leben" näher gebracht. Bis 12. Juli werden Dokumente präsentiert, die aufzeigen sollen, dass im Eindringen in die Privatsphäre der eigentliche Bruch stattgefunden hat. Mit dem Homosexuellen-§ 209 geschehe dies heute noch immer, so Ausstellungskurator Hannes Sulzenbacher.

Dass die Ausstellung überhaupt stattfinden kann, verdanken die Initiatoren der finanziellen Unterstützung durch den Nationalfonds, denn weder von Regierung noch von der Stadt Wien kam Subvention.

Bis heute warten wir auf eine offizielle Würdigung der Verfolgung von Homosexuellen und eine entsprechende Entschuldigung durch Regierung und Nationalrat, so Krickler.