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Lange Zeit sah es so aus, als ob die Klima-Karawane aus Regierungsdelegationen, Interessenvertretern und Umweltschützern nur auf der Stelle tritt. Beim letzten großen Zusammenkommen auf höchster Ebene im vergangenen Dezember wie auch bei den unzähligen Vorbereitungstreffen ging es so zaghaft voran, dass viele den UN-Klimagipfel schon abgeschrieben hatten.
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Doch dann überschlugen sich in den vergangenen Wochen die Ereignisse: Die USA, China, Brasilien, Indonesien und Südafrika legten nationale Ziele vor, die teilweise deutlich über dem lagen, was man noch vor kurzem für möglich hielt. Am vergangenen Wochenende dann der nächste Hoffnungsschimmer, der Kopenhagen doch noch zum "Hopenhagen" machen könnte: US-Präsident Barack Obama kündigte an, dass er am letzten Verhandlungstag, dem 18. Dezember, in die dänische Hauptstadt kommen will, um dem Treffen womöglich zum Durchbruch zu verhelfen. Obama zeigt damit klar, wie hoch die Klimapolitik inzwischen auch auf der amerikanischen politischen Agenda steht.
Zwanzig Jahre ringen Politiker um die richtige Antwort auf den Klimawandel, der inzwischen nicht mehr "droht", sondern voll Einzug gehalten hat. In vielen Regionen verschlechtern sich die Lebensverhältnisse teils dramatisch, und die Wissenschaft sagt unisono eine weitere Zunahme von Wetterkatastrophen voraus, wenn dem Ausstoß von Treibhausgasen nicht effektiv Einhalt geboten wird.
Der Gipfel muss ein globales Abkommen vorbereiten, in dem alle Staaten an die Grenzen des für sie innenpolitisch Durchsetz- und technisch Machbaren gehen. Für die Industrieländer bedeutet das, endlich ihrem bereits 1992 geleisteten Versprechen, die Führung im Emissionsabbau zu übernehmen, Folge zu leisten. Das bedeutet die verbindliche Festlegung auf konkrete und ehrgeizige Minderungsziele innerhalb eines festgelegten Zeitraums, etwa 2020. Es wäre unfair, von den großen Schwellenländer dasselbe zu erwarten. Ihre Pro-Kopf-Emissionen liegen noch immer ein Fünftel (China) bis ein Zwanzigstel (Indien) unter dem der USA. Aber: Die Länder müssen bereit sein, konkrete Reduzierungsstrategien aufzulegen, mit einem deutlichen Eigenanteil, aber auch unterstützt von Geld- und Technologietransfer aus den reichen Staaten.
Europa hat in den vergangenen Jahren in der Klimapolitik Führungsstärke bewiesen. Wenn sich die EU-Mitgliedsstaaten nicht auf eine Minderung von 30 Prozent gegenüber 1990 festlegen können, lässt sich dieser Anspruch nicht länger aufrecht erhalten. Auch Österreich kann eine wichtige Rolle spielen: Als Vorreiter in der Gewinnung von Energie aus Wasserkraft, Wind und Biomasse sowie als Drehscheibe für Erdgas, das eine wichtige Brückentechnologie ins Zeitalter der vollen Abdeckung des Energiebedarfs durch die Erneuerbaren Energien darstellt. Doch noch liegt Österreich weit über seinen Emissionszielen. Es muss endlich stärker dazu beitragen, dass die Hoffnung nicht zuletzt noch tatsächlich stirbt.
Alexander Ochs, Direktor für
Klima und Energie, Worldwatch
Institute, Washington DC, und Gründer des Forum for Atlantic Climate and Energy Talks