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Hora rechnet ab

Von Alexandra Laubner

Politik

Karlheinz Hora ist als SPÖ-Bezirksvorsteher der Leopoldstadt Geschichte. Seine Abschiedsrede war ein Rundumschlag.


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Wien. "Er hat solche...", das Wort Kabeln spricht ein langjähriger Mitarbeiter Horas nicht aus, sondern zeigt auf seinen Hals.

Karlheinz Horas letzte Worte - "Man trifft sich im Leben immer zweimal" - hallen im Zimmer 217 noch nach. Von Hora fehlt, nachdem er das Rednerpult verlassen hat, jede Spur. Der Noch-Bezirksvorsteher gibt keine Interviews. Es ist Tag neun nach der Wahlwiederholung der Leopoldstädter Bezirksvertretungswahl. Der neunte Tag, an dem feststeht, dass die Leopoldstädter SPÖ nach 45 Jahren ihr Zepter an die Grünen abgeben muss. Der neunte Tag an dem Noch-Bezirksvorsteher Karlheinz Hora seine erzwungene Mandats-Pension, wie Hora es selbst nennt, verdauen hätte können. Es ist aber auch jener Tag, an dem das Leopoldstädter Bezirksparlament zum letzten Mal unter der Ägide der Roten tagt.

"Der Ball wurde flach gehalten", sagt eine Bezirksrätin und meint damit die abgespeckte Bezirksvertretungssitzung, die nur knapp eine Stunde dauert. Nach vier Tagesordnungspunkten, drei Anträgen und null Anfragen tritt Karlheinz Hora ans Rednerpult. Es ist Horas letzter Auftritt.

Hora erklärt, kein Sesselkleber sein zu wollen

"Das Wahlergebnis der Wiederholung der Bezirksvertretungswahl ist gestern von der Stadtwahlbehörde bestätigt worden", eröffnet Hora seine Abschlussrede. An jenem Tag, an dem er offiziell das Ergebnis zugestellt bekommen würde, würde er alle notwendigen Schritte für die konstituierende Sitzung einleiten. "Die Grünwähler haben mir bereits am Wahltag mitgeteilt, dass ich kein Sesselkleber sein soll", sagt Hora und in Richtung seiner grünen Nachfolgerin Uschi Lichtenegger. "Lichtenegger hat es anscheinend sehr eilig. Ich hatte 2015 2000 Termine. Ich wünsche ihr viel Spaß."

In Horas rund zehnminütigen Abschlussrede rechnet Hora mit allen ab. Es ist ein Rundumschlag - in Richtung der Grünen, in Richtung der Medien und ebenso in Richtung seiner roten Genossen. "Natürlich wurde ich gelobt, unterstützt und so weiter. Aber wie sagt Bürgermeister Häupl in einen Ausspruch: ,Wahlkampf ist die Zeit der fokussierten Unintelligenz, da passieren halt gelegentlich Dinge, die nicht gescheit sind. Leider auch in meiner eigenen Partei‘", zitiert Hora Häupl. Und Hora fährt fort: "In dieser Wahlauseinandersetzung wurde ich wie noch nie in meinem Leben öffentlich bedroht, anonym bedroht, beleidigt und beschimpft. Es wurde sogar versucht, meinen Computer zu hacken. Da hat jemand nicht gewusst, dass ich mich mit EDV sehr gut auskenne. Wissen Sie, im Internet gibt es keine Anonymität, auch wenn es manche Menschen glauben. Es kann daher sein, dass der eine oder die andere in dieser Causa noch Post bekommt", so Hora.

"Nur 23 Stimmen zu viel gezählt"

Interessant sei auch, dass erstmals in der Geschichte ein Gericht - der Verfassungsgerichtshof - die Zusammensetzung einer Bezirksvertretung entschieden habe, sagt Hora, der weiter meint: "Natürlich sind die Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes zu respektieren und anzuerkennen. Ursprünglich wurden nur 23 Stimmen zu viel gezählt, jetzt wurden einige hundert Stimmen, besser gesagt tausende Stimmen durch Wegzug oder Tod nicht mehr zur Wahl zugelassen." Trotzdem sei das Wahlergebnis zu akzeptieren.

"Es gebe noch eine Reihe von Anmerkungen, aber lassen Sie mich zum Schluss kommen", sagt Hora. "Erlauben Sie mir ein letztes Zitat: Man trifft sich im Leben immer zweimal."

Horas Abschlussrede hat Standing-Ovations, aber auch Fassungslosigkeit ausgelöst. "Er ist verletzt. Das ist nachvollziehbar", heißt es von Seite der Grünen, die sich auf die Amtsübergabe vorbereiten. "Eine Sitzung jagt die andere", sagt der grüne Bezirksrat Adi Hasch. Wann die Angelobung von Uschi Lichtenegger als neue grüne Bezirksvorsteherin stattfindet, steht noch nicht fest. Lichtenegger rechnet mit einem Termin im November.

Während Lichtenegger auf der Suche nach einer Büroleiterin ihres Vertrauens ist, ist es wahrscheinlich, dass nicht nur Horas Buroleiter, sondern auch andere Mitarbeiter Abschied nehmen müssen. Ein emotionaler Abschied, die vorläufig das Ende der Geschichte von Karlheinz-Hora als SPÖ-Bezirksvorsteher markieren. Denn sollte die Wahl noch einmal erfolgreich angefochten werden - etwa wegen defekter Wahlkartenkuverts oder mangelhafter Auszählung -, müsste Hora erneut antreten. So würde man ihn dann nicht nur ein zweites, sondern sogar ein drittes Mal bei der Wahl sehen.