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Das "Virginal" ist ein enger Verwandter des Cembalos. Zwar hat das Cembalo einen flügelförmigen Resonanzkörper, das Virginal einen kastenartigen. Doch ergeben sich daraus keine nennenswerten
klanglichen Unterschiede.
Im England des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts war das Virginal sehr beliebt. Hervorragende Komponisten wie William Byrd, Orlando Gibbons oder Thomas Morley komponierten für das Instrument.
Und die besten Beispiele ihrer Kunst wurden im "Fitzwilliam Virginal Book" gesammelt.
Glanzstücke aus dieser berühmten Sammlung stellte Bernhard Trebuch vorgestern in seiner "Fiori musicali"-Serie (Ö1) vor. Die Stücke wurden im originalen Virginalklang dargeboten, aber auch in
Bearbeitungen für verschiedene Instrumentalensembles. Diese freie Wahl der Instrumentierung verstößt gegen den Begriff der "Werktreue", entspricht aber gerade dadurch der historischen
Aufführungspraxis. Denn die Stücke wurden auch von den Zeitgenossen schon für den Gebrauch anderer Instrumente eingerichtet. Und was ihnen erlaubt war, ist den Nachgeborenen auch nicht verboten.
Leider gab Bernhard Trebuch wenig Erläuterungen zum Verhältnis von Original und Bearbeitung. Er beschränkte sich auf das Ankündigen und wirkte selbst dabei ein wenig konfus. Dass er ein Stück
ansagte, das dann nicht gleich kam · "Cries of London" von Orlando Gibbons · ließ sich als "Regiefehler" noch entschuldigen. Die überaus häufigen Versprecher des Moderators dagegen waren dem Genuss
etwas abträglich.