Zum Hauptinhalt springen

Horrordefizite als bewusste Polit-Strategie?

Von Walter Hämmerle

Analysen

Die Defizit-Prognosen der Kassen sind meist überzogen. | Endlich einmal eine gute Nachricht von der Krankenkassen-Front! Mit 31,7 Millionen Euro fällt deren Defizit weit geringer aus als vorhergesagt. Prognostiziert war ein Abgang von 278,7 Millionen Euro.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Freude darüber ist trotzdem keine ungetrübte. Und das hat nicht nur mit der verordneten 100-Millionen-Finanzspritze der AUVA zu tun. Ärgerlich ist vor allem, dass es offenbar bewusste Strategie der Kassenmanager ist, regelmäßig mit Nachrichten über drohende Horrordefizite für Schlagzeilen zu sorgen. Erst im Nachhinein stellt sich dann meist heraus, dass die tatsächlichen Defizite weit geringer ausfallen.

Dahinter steckt durchaus Methode. Für das Jahr 2000 summierte sich der veranschlagte Gesamtabgang der Kassen auf 414 Millionen - tatsächlich belief sich das Defizit auf 230 Millionen. Im darauf folgenden Jahr belief sich der Voranschlag auf 429 Millionen, das tatsächliche Ergebnis betrug jedoch "nur" 148 Millionen. Dieses Muster setzte sich auch 2002, 2003, 2004 und nun 2005 fort.

Was bezwecken die Kassen mit solchen Horror-Prognosen? Möglich, dass damit alzu große Begehrlichkeiten der Ärzte bei Vertragsverhandlungen im Keim erstickt werden sollen. Wahrscheinlicher scheint jedoch, dass auf diese Weise der Boden für jene Beitragserhöhungen medial vorbereitet werden soll, die von der Regierung abgelehnt werden.