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Georgier demonstrieren in Wien. | Wien. Den Krieg in ihrer Heimat erleben sie hautnah mit - auch wenn er 3000 Kilometer entfernt ist. "Er hat im Krieg gegen Russland drei Freunde verloren. Sie waren Reservisten. Er erfuhr es gerade über SMS von seiner Familie", erzählt die Georgierin Lia Gulua und zeigt auf einen jungen Mann. So wie zwei Dutzend andere Georgier auch haben sie sich am Mittwoch vor der russischen Botschaft in Wien versammelt, um gegen den russischen Feldzug zu demonstrieren - und um gegen Gräueltaten der Russen in ihrer Heimat aufmerksam zu machen, die sie von ihren Angehörigen täglich erfahren.
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"In Sugdidi erschossen sie georgische Kriegsgefangene. Auch Zivilisten wurden dort hingerichtet - unter ihnen auch viele Alte und Kranke", erzählt Lia, die Künstlerin ist und in Wien einen Kulturverein leitet. "Die Medien berichten das nie", klagt sie. Ihre Informationen hätte sie von Verwandten, die in der westgeorgischen Stadt nahe der Grenze zu Abchasien leben. "Im Kodori-Tal sind alle Dörfer, die bis vor kurzem von Georgien kontrolliert wurden, zerstört. Schulen wurden gestürmt und ausgeraubt", schildert Nikolos Kuroschwili, der seit 2003 in Wien lebt, die Lage. Zwei Cousins, Armeesoldaten, seien verschollen.
Kritik an Präsident Michail Saakaschwili, der mit der Bombardierung der abtrünnigen georgischen Region Südossetiens den Gegenschlag der russischen Besatzungsmacht ausgelöst hat, ist nicht zu hören. "Seit 18 Jahren provozieren uns die Russen mit ihren Scharmützeln. Irgendwann reicht es", findet Lia und zählt die Forderungen der Demonstranten auf: "Ende der russischen Besatzung, internationale Beobachtermission und dass Wladimir Putin vor das Internationale Strafgericht kommt".