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Horrorszenen im entführten Airbus

Von M.R. Narayan Swamy Neu Dehli

Politik

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· Viel ist es nicht, was aus der entführten Passagiermaschine der Indian Airlines nach draußen dringt. Die afghanische Stadt Kandahar, wo die Kidnapper Zuflucht gesucht haben,

liegt weitab der westlichen Welt. Der Airbus mit den etwa 160 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord steht einsam auf dem Rollfeld. Und vor allen Blicken hat sich das Kommando dadurch

geschützt, dass an den Fenstern alle Sichtblenden nach unten gelassen werden mussten.

Deshalb lassen nur die Schilderungen der 28 freigelassenen Passagiere erahnen, was sich im Innern des Airbus abspielt. Sie alle werden vermutlich noch lange unter den Horrorszenen zu leiden haben.

Zu Beginn der Entführung, kurz nach dem Start in Nepal, war vielen gar nicht klar, worum es ging. "Am Anfang habe ich gedacht, dass sich einige Passagiere streiten", erzählte Geetab Baisla,

die mit ihren drei Kindern an Bord war. "Aber nach einigen Minuten kam dann die Durchsage, dass es sich um eine Entführung handelt."

Nach ihren Angaben sind fünf Luftpiraten an Bord. Einer von ihnen, vermutlich der Anführer, habe einen eleganten Anzug getragen.

Dann wurde der Inderin schnell klar, wie ernst es ist. "Einer der Männer trug ein Messer in der Hand, ein anderer eine Handgranate. Ich war überzeugt davon, dass die Luftpiraten uns ausrauben. Ich

hätte Ihnen alles gegeben." Dann ordnete das Kommando an, dass sich alle männlichen Passagiere nach unten beugen müssen.

Mit Sitzschonern die Augen verbunden

"Mit den Schutzhüllen der Sitze haben sie uns die Augen verbunden", berichtet der Fluggast B.K. Tandon, ein indischer Arzt. Er sah dann auch, wie die Entführer den 25-jährigen Rupin Kaytal

ermordeten, der gerade auf dem Heimflug von den Flitterwochen in Nepal war.

Gemeinsam mit einem anderen Mann wagte Tandon es, den Kopf zu heben. Dann versuchte er auch noch, auf die Entführer einzureden. "Einige Minuten haben sie die beiden gewarnt und sie dann in die Erste

Klasse gebracht. Das war das Letzte, was ich von Rupin zu sehen bekam."

Die Leiche des erstochenen Mannes wurde dann bei dem Zwischenstopp in Dubai den Behörden übergeben. Seine Ehefrau blieb an Bord.

Messerstiche in Gesicht und Nacken

Der Passagier Satnam Singh kam mit mehreren Messerstichen davon. Wegen seiner Verletzungen wurde er in Dubai ebenfalls freigelassen. Er kann sich an fast überhaupt nichts mehr erinnern. "Einer der

Männer hat mir vier Mal unter das Kinn und zwei Mal ins Gesicht und ein Mal in den Nacken gestochen. Dann wurde ich bewusstlos."