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Hose runter, Hose rauf

Von Christina Böck

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In Ottakring war es kein Problem. Auch nicht in Hernals. Noch nicht einmal in der Josefstadt. Aber in den Bezirken Brigittenau, Floridsdorf und Favoriten war der Aufschrei zu laut, als dass das Leopoldmuseum ihn hätte ignorieren können. Vor allem dort hatte sich nämlich Protest formiert gegen das Plakat, mit dem das Museum für seine neue Ausstellung wirbt. Die Ausstellung heißt "Nackte Männer" und genau das zeigt das Plakat auch. Nackte Männer, das heißt im Normalfall, dass, Achtung: ein Penis zu sehen ist.

Nun ist das inkriminierte Bild auf der Werbung nicht irgendein schamloses, aus dem Spam-Mail gescharrtes Foto mit einem Gemächt ungeahnter Größe. Es ist eine Arbeit der französischen Künstler Pierre & Gilles, die für freizügige Darstellungen von Männerkörpern bekannt sind, und es zeigt drei hosenlose Fußballer. Die bloße Anwesenheit von Penissen ist keine Pornografie - und diese Fußballer sind keineswegs über Gebühr erregt. Zumindest nicht unter der Gürtellinie.

Natürlich gibt es die alte Debatte, dass zwar aus jeder zweiten Plakatwand ein üppiger Busen quillen darf, dass aber der männliche Genitalbereich in der Öffentlichkeit nicht präsent ist. Was unsere Gesellschaft irgendwie recht eindimensional abbildet. Geschenkt.

Schade ist hier vor allem, dass das Leopoldmuseum vor dem bisschen Provokation gleich zurückschreckt. Denn die Aufregung hätte noch allerhand an Kreativität freisetzen können. Hat doch eine Dame gedroht, die unbotmäßigen Genitalien zu übermalen. Ausgerechnet mit einem Pinsel.