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Hoteliers fordern endlich bessere Konditionen bei Kreditkartensätzen

Von Erika Bettstein, Kitzbühel

Wirtschaft

Viel kritisiert ist der Umstand, daß in so manchem Hotel in Österreich die Bezahlung mittels Kreditkarte nicht möglich ist. Beim Hotelierkongreß in Kitzbühel beklagten die Hoteliers die | wettbewerbsverzerrend hohen Disagio-Sätze in Österreich und kritisierten heftig die heimischen Kartengesellschaften, die zusätzlich dazu auf einer "Manipulationsgebühr" von 1% bei ausländischen | Zahlungen festhalten.


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Thomas Reisenzahn, Leiter der Landesstelle Tirol der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), ergänzt, daß Kundenbindungsprogramme über eigene "Hotel-Cards" mit Zahlungsfunktion bei

österreichischen Disagiosätzen von 3,5 bis 3,7% ausländische Partnerbanken · wie etwa in Deutschland mit Sätzen von 1 bis 1,2% · geradezu aufdrängen.

ÖHV-Präsident Helmut Peter sprach vom "geschützten Bereich", aus dem die Kreditkartenunternehmen den Hoteliers Konditionen diktieren: "Wir nehmen das zähneknirschend zur Kenntnis, werden aber jede

Alternative wahrnehmen".

Versöhnungsbereitschaft signalisierte Helmut Nahlik, Vorstandsvorsitzender von Visa Austria. Er will die Disagiosätze senken: Nach den 1998 weiter gestiegenen Kreditkartenumsätzen und der gestiegenen

Anzahl an Vertragspartnern auf 43.000 könne neu berechnet werden. Visa bemühe sich, bestmögliche Konditionen anzubieten · seit November des Vorjahres 3,7% und ab 5 Mill. Schilling Kartenumsatz 3,2%.

Dem Wunsch der Hoteliers nach Senkung auf 2,7% noch heuer werde Visa "sehr nahe kommen", sagte Nahlik. Mit Hilfe einer von der Wirtschaftsuniversität Wien erstellten Studie will er die Hoteliers zu

mehr Visa-Freundlichkeit motivieren: Mit 39.669 Schilling monatlichem Familiennettoeinkommen hätten Karteninhaber um 41% mehr Geld zum Ausgeben als Personen ohne Karte, 52% der Österreich-Urlauber

würden eine Kreditkarte besitzen und damit um durchschnittlich 35% mehr pro Kopf und Tag ausgeben als Barzahler, nämlich 1.011 gegenüber 746 Schilling.

Allerdings hätte eine Gästebefragung ergeben, daß 22% mit der Akzeptanz von Kreditkarten in Österreich unzufrieden wären. Auch sei der Kongreßtourismus nicht zu vergessen, verweist der Visa-Chef auf

jährliche Einnahmen aus diesem Sektor von 6,5 bis 7,8 Mrd. Schilling, das ist ein Anteil von 5% an den gesamten Reiseverkehrseinnahmen. Kongreßbesucher würden im Durchschnitt 5.000 Schilling pro Tag

ausgeben · und das zu 80% via Kreditkarte. Zudem werde der vom Gast via Visa bezahlte Betrag auf jeden Fall dem Konto des Hoteliers gutgeschrieben, das Risiko einer nicht bezahlten Rechnung trage

also Visa.

Regionale Karten als Zahlungsmittel hält Nahlik für wenig zielführend, diese würden als "all inclusive"-Cards nur zu einem preislichen down-grading führen. Die Hotellerie dagegen will · dem Muster

der Vielflieger-Programme von Fluglinien-Allianzen folgend · genau solche Karten in strategischen Tourismus-Kooperationen und vernetzten Dienstleistungsketten verstärkt etablieren.

Kritisch durchleuchtet wurde beim Kongreß von der deutschen "Loyality Partner GmbH" die Frage, "Wieviele Karten verträgt der Mensch?" · mit der Antwort, daß die Quantität via Branchen- und

Regionenkooperation zu begrenzen sei, will man diese Marketingstrategie nicht durch eine kontraproduktive Kartenflut killen.

Die ÖHV will langfristig Disagiosätze und Manipulationsspesen überhaupt abschaffen und nur Gebühren von etwa 1 bis 1,5% an die Kreditkartenfirmen zahlen. Sollte beides fallen, rechnet Nahlik für Visa

Austria einen Verlust "in dreistelliger Millionenhöhe" vor, der unmöglich zu verkraften sei.