Donald Trump wird wohl in knapp 70 Tagen aus dem Weißen Haus ausziehen müssen. Dass er dann nur noch golfen geht, ist nahezu ausgeschlossen. Gemunkelt wird derzeit vor allem über den Aufbau eines eigenen TV-Imperiums.
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Noch wehrt sich Donald Trump. Mit Händen und Füßen. Und mit einer regelrechter Armada von Anwälten. Doch für die Rechtsberater des amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten wird es zunehmend schwieriger, Ansatzpunkte für all die juristischen Hebel zu finden, mit denen Trumps Wahlniederlage doch noch in einen Sieg verwandelt werden soll. So haben Richter in mehreren Bundesstaaten bereits Klagen der Republikaner abgewiesen, und auch bei den noch ausständigen Beschwerden geht es vor allem um einzelne Aspekte, die nach Ansicht der meisten Rechtsexperten keinen maßgeblichen Einfluss auf den Ausgang dieser Wahl gehabt haben.
Sollte kein Wunder geschehen, wird Donald Trump also am 20. Jänner aus dem Weißen Haus ausziehen müssen, um Platz für seinen Nachfolger Joe Biden zu machen. Dass es der New Yorker Immobilien-Tycoon dann gut sein lassen wird und seine Zeit am Golfplatz verbringt - so wie ihm das seine Ex-Frau Ivana vor kurzem geraten hat -, ist angesichts dessen, was die Welt in den vergangenen vier Jahren von Trump gesehen hat, aber extrem unwahrscheinlich. Und entsprechend heftig wird in Amerika auch schon darüber spekuliert, was der Mann, der zuletzt immerhin mehr als 72 Millionen Wähler von sich überzeugen konnte, in den kommenden Jahren machen wird.
Trump als Weltmarke
Klar ist jedenfalls, dass sich Trump um sein wirtschaftliches Auskommen wohl keine Sorgen machen muss. So zeigen seine knapp einen Monat vor der Wahl publik gewordenen Steuerunterlagen zwar, dass der Präsident auf einem Schuldenberg von fast 400 Millionen Dollar sitzt, doch dem steht auch eine große Menge an Aktiva gegenüber - angefangen vom goldverzierten Trump Tower in New York bis hin zum schwülstig-barocken Millionärsklub Mar-A-Lago in Florida.
In jedem Fall sind die Schulden, die laut Trump nur einen geringen Prozentsatz seines Nettovermögens ausmachen, aber nur eine Momentaufnahme. Denn für den 74-Jährigen öffnen sich unmittelbar mit dem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt auch zahlreiche neue Türen, vor allem wenn es um Geschäfte im Ausland geht. So hat sich Trump nach seinem Wahlsieg 2016 geweigert, seine Anteile an der Trump Organization zu verkaufen, und dafür einen Verhaltenskodex in Kraft gesetzt, der Interessenskonflikte zwischen dem Präsidentenamt und dem 22.000 Mitarbeiter zählenden Unternehmen verhindern soll, etwa beim Bau eines Trump-Hotels in einem anderen Land.
Nach dem 20. Jänner 2021 könnte Trumps Mischkonzern also nicht nur die schon lange geplante Billig-Hotel-Kette realisieren, ohne die selbst auferlegten Einschränkungen wird es für das Unternehmen wohl auch nicht schwierig sein, wieder an jene Expansionspläne anzuknüpfen, die bereits vor dem Jahr 2016 verfolgt wurden. Laut der "New York Times" hatte die Trump Organization damals vor allem China im Auge gehabt, aber auch in Kolumbien, Brasilien und der Türkei sollen Trumps Analysten und Strategieberater bereits die Bedingungen eines Markeintritts sondiert haben. Die Präsidentschaft habe ihm einen Verdienstausfall von drei bis fünf Milliarden Dollar beschert, hat Trump im vergangenen Jahr behauptet.
Doch es müssen wohl nicht einmal neu gebaute Hotels und Golfplätze sein. Trump würde wohl schon allein damit viel Geld verdienen, wenn er seinen Namen im Rahmen eines Franchise-Systems einfach weiterverkauft. Schließlich hat sich die Bekanntheit der Marke Trump in den vergangenen vier Jahren nicht nur in nahezu beispielloser Art und Weise gesteigert, in nicht wenigen Ländern ist der ehemalige Reality-TV-Star auch nach wie vor überaus beliebt. Seine Popularität könnte sich aber nicht nur im Immobiliengeschäft monetarisieren lassen. Schon bisher haben ehemalige Präsidenten der Vereinigten Staaten mit ihren Autobiografien Millionen an US-Dollar verdient, und nach der polarisierenden Amtszeit dürfte es Trump wohl nicht schwerfallen, das Gros seiner Vorgänger hier zu überflügeln.
Weiter rechts als Fox
Gemunkelt wird zudem über einen Einstieg Trumps ins Fernsehgeschäft. Der Präsident hat den konservativen Nachrichtensender Fox News - lange Zeit sein Lieblingssender - immer wieder als nicht ausreichend rechts bezeichnet. Dessen Zuschauer wollten "jetzt eine Alternative", schrieb er einmal im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Das will ich auch!"
Dass Trump, der mittlerweile über fast 88 Millionen Twitter-Follower verfügt, auch Radiohörer und Fernsehzuschauer fesseln kann, hat er über Jahrzehnte unter Beweis gestellt. Schon als New Yorker Immobilienmogul war er in den Medien dauerpräsent.
Als Partner für eine Zusammenarbeit gelten etwa die weit rechts stehenden Sender One America News Network oder NewsMax TV. Nicht ausgeschlossen ist dabei, dass sich Trump an den Sender im großen Stil beteiligt oder gar ganze Unternehmen übernimmt. Mit der Errichtung eines "Trump TV"-Imperiums hätte der Mann zudem zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn mit einem eigenen Nachrichten-Sender samt Online-Plattform würde Trump wahrscheinlich nicht nur deutlich mehr verdienen als mit seiner ohnehin schon ausgesprochen lukrativen Reality-TV-Sendung "The Apprentice". Der Republikaner bliebe auch als politischer Faktor und Meinungsbildner im rechtskonservativen Lager bedeutsam. Damit hätte er auch ein mächtiges Sprungbrett geschaffen, falls er bei der nächsten Wahl im Jahr 2024 noch einmal antreten will.
Eine Einbahnstraße Richtung Erfolg müssen die kommenden Jahre für Trump aber dennoch nicht sein. Denn vor allem juristisch könnte es für ihn nach seinem erzwungenen Auszug aus dem Weißen Haus ungemütlich werden. Die "Washington Post" machte sich in Erwartung von Trumps Niederlage schon vor der Wahl die Mühe, "ein Strafregister für einen früheren Präsidenten" zusammenzustellen. Die Zeitung führte als mögliche Anklagepunkte unter anderem Verstöße gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung, Bestechlichkeit und Justizbehinderung an. Letzteres zielt vor allem auf die Russland-Untersuchungen von FBI-Sonderermittler Robert Mueller ab, die unter einer neuen Regierung ebenso wieder aufgenommen werden könnten wie diverse Ermittlungen wegen Trumps Steuergebarung.