Der Telekom-Ausrüster eröffnet in Wien ein Forschungs- und Entwicklungszentrum.
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Der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei, der am Standort Wien rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, baut nun seine Präsenz in Österreich aus. Wie am Mittwoch in einem Medienbriefing mit ChaoBin Yang, im Huawei-Konzern für den Mobilfunkstandard 5G verantwortlich, bestätigt wurde, soll in Wien ein Forschungs- und Entwicklungszentrum errichtet werden. Standort- und Mitarbeiterauswahl laufen gerade.
Das 1987 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Shenzhen ist seit Jahren Spionagevorwürfen ausgesetzt, die es bei jeder Gelegenheit zurückweist. Vielmehr konzentriert man sich auf die Entwicklung neuer IKT-Lösungen. Huawei betreibt derzeit 14 Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, 80.000 Mitarbeiter sind in diesem Bereich tätig. Welchen Schwerpunkt man in Wien setzen will, wurde noch nicht bekanntgeben.
Huawei investiert jährlich durchschnittlich 15 Milliarden bis 20 Milliarden US-Dollar in F&E und hält aktuell rund 87.000 Patente. Beim neuen Mobilfunkstandard 5G nimmt Huawei eine Vorreiterrolle ein und hat bereits 50 kommerzielle Verträge zum Aufbau von 5G-Netzen unterzeichnet, 28 davon mit europäischen Partnern.
In Österreich ist Huawei Technologiepartner und Lieferant der großen Mobilfunkbetreiber, der ÖBB und mehrerer Universitäten und Forschungsinstitutionen sowie die Nummer 2 am österreichischen Smartphonemarkt mit einem Marktanteil von 28 Prozent.
Zukünftige Kooperationen noch offen
Huawei sieht hierzulande sehr günstige Rahmenbedingungen für einen kommerziell groß angelegten Einsatz von 5G. Doch noch ist vieles offen, zumindest was Magenta und Hutchison Drei betrifft. Die teilstaatliche Telekom Austria hat sich für Nokia als Partner beim 5G-Ausbau in Österreich entschieden und setzt damit eine langjährige Technologiepartnerschaft fort. Ein anderer Partner sei nicht in Sicht, heißt es. Bereits der 3G-, der 4G- und der Glasfaser-Ausbau wurden gemeinsam mit den Finnen bestritten.
Bei Magenta (vormals T-Mobile Austria) heißt es, man verfolge eine Multi-Vendoren-Strategie und setze auf verschiedene Lieferanten. Mit Huawei bestehe seit vielen Jahren ein Geschäftsverhältnis. Über mögliche zukünftige Kooperationen könne zum jetzigen Zeitpunkt keine Vorhersage getroffen werden. Bei Hutchison Drei war der chinesische Konzern ZTE der bisherige Netzausrüster, der mit dem Mobilfunker auch die erste Phase des 5G-Ausbaus durchgeführt hat. "Wer letztendlich der 5G-Netzausstatter von Drei werden wird, entscheidet eine Ausschreibung, die gerade läuft", heißt es.
Huawei setzte in Österreich im Vorjahr 295,5 Millionen Euro um. Der weltweite Umsatz betrug 721 Milliarden Yuan (umgerechnet 92 Miliarden Euro). Der Konzern beschäftigt rund 188.000 Mitarbeiter. Huawei-Chef Ren Zhengfei sagte kürzlich in Interviews mit der "New York Times" und dem "Economist", man sei offen für den Austausch der eigenen 5G-Technologie mit US-Betrieben. So sollen diese die Möglichkeit bekommen, eine eigene 5G-Branche aufzubauen.
Nächste 5G-Auktionwie geplant Anfang 2020
Zhengfei signalisierte sogar, dass die US-Firmen die Technik nach den eigenen Sicherheitsanforderungen gestalten und abwandeln könnten. Seiner Meinung nach würde ein daraus entstehender US-Konkurrent dazu beitragen, die Wettbewerbsbedingungen in einer Zeit zu verbessern, in der viele im Westen besorgt darüber seien, dass ein einziges chinesisches Unternehmen die Ausrüstung für die meisten neuen Mobilfunknetze der Welt liefere, und damit zum Überleben von Huawei beitragen, so Ren Zhengfei gegenüber dem "Economist".
Die nächste 5G-Auktion soll in Österreich wie geplant Anfang 2020 stattfinden. In der Branche waren zuletzt wegen des Regierungswechsels leichte Zweifel am Zeitplan aufgetaucht. Sowohl die Übergangsregierung als auch die Telekom-Behörde RTR halten am ursprünglichen Zeitplan fest. Bei der ersten 5G-Vergabe heuer im März wurden Lizenzen für 188 Millionen Euro versteigert. A1 zahlte 64 Millionen Euro, T-Mobile (nun Magenta) 57 Millionen Euro und Hutchison Drei 52 Millionen Euro.
Die Versteigerung der 4G-Mobilfunkfrequenzen im Jahr 2013 liegt den Mobilfunkern noch schwer im Magen. Der Staat nahm damals rund zwei Milliarden Euro ein - fast das Vierfache des Mindestgebots. Für das Budget waren die Einnahmen ein Segen, die Mobilfunker übten jedoch heftige Kritik über die ihrer Ansicht nach überteuerte Auktion, die mit einem komplizierten, intransparenten Verfahren durchgeführt worden sei.