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Hühnerfreund und Leitwolf

Von Alexander U. Mathé

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Alexander U. Mathé

Ein Brite sorgt in Amerika für eine Trendwende weg von Käfig- hin zu Freilandhühnern.


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Steve Easterbrook will die Hühner Amerikas befreien. Eine gute Nachricht für das amerikanische Federvieh, das bisher mit traurigen Hühneraugen über den Atlantik blickte, hin zu den vergleichsweisen paradiesischen Zuständen in Europa, zumal Österreich. Denn was hierzulande geächtet ist, ist in den USA noch gang und gäbe: 90 Prozent der amerikanischen Eierhühner sind laut "Washington Post" in Käfige gepfercht, die so klein sind, dass sie nicht einmal ihre Flügel ausstrecken können. Ihnen eilt Easterbrook zu Hilfe. Zwar ist der 49-Jährige kein Politiker - ja nicht einmal Amerikaner. Seine Position macht es dem Engländer allerdings möglich, als Trendsetter zu fungieren: Steve Easterbrook ist nämlich der Geschäftsführer von McDonald’s. Als solcher hat er beschlossen, dass die Fastfoodkette in den USA und in Kanada bis zum Jahr 2025 nur noch Eier und Geflügelprodukte von Freilandhühnern verwendet. Dieser Idee wollten andere Großkonzerne nicht nachstehen. Und so verlauteten schon bald Subway, Starbucks und Nestlé, dem Beispiel McDonald’s folgen zu wollen. Das wiederum könnte zu einer landesweiten Trendumkehr exorbitanter Dimension führen, denn immerhin kommen in den USA jährlich 100 Milliarden Hühnereier pro Jahr auf den Markt. Easterbrooks Vorstoß macht die Eier zwar per se noch nicht zu Bio-Eiern (dass sie frei herumlaufen, ist schließlich eine Sache, ob sie mit Gen-Mais und Antibiotika gefüttert werden eine andere). Aber immerhin kommen würdigere Zeiten auf das Federvieh zu. Das ist aber noch nicht alles. Antibiotika, die in der Humanmedizin verwendet werden, sind für McDonald’s-Hühner bereits tabu. Dies alles ist Teil eines Plans Easterbrooks, das Essen der Fastfood-Kette gesünder zu machen. So kommt beispielsweise der picksüße Maissirup bei der Herstellung von Brot nicht mehr zum Einsatz. Easterbrook erklärt auch unverhohlen, dass seine drei Kinder maximal zwei bis drei Mal im Monat in einem von Papas Restaurants essen dürfen.

Der Erfolg gibt Easterbrook recht, denn seit er bei McDonald’s am
1. März 2015 das Ruder übernommen hat, hat der kriselnde Konzern um mehr als 15 Prozentpunkte von 99 auf 115 zugelegt. Zu verdanken ist dies wohl auch einer "Straffung" des Betriebs. Mitarbeiter wurden entlassen und rund die Hälfte der von McDonald’s selbst betriebenen Filialen als Franchise vergeben. Zur Überraschung der verbliebenen Mitarbeiter erhöhte er jedoch danach die Gehälter. Dies helfe ihm dabei, die besten Angestellten anzulocken und zu halten, erklärte der Geschäftsführer. Dabei wollte Easterbrook ursprünglich angeblich gar nicht in die Wirtschaft, sondern Sportler werden. Auf der Universität von Durham spielte er noch mit Nasser Hussain - dem späteren Kapitän der englischen Cricketmannschaft - in einem Team. Nach dem Studium entschied sich Easterbrook für einen Job bei dem renommierten Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers. Mit 26 landete er bei McDonald’s, wurde an die hauseigene Hamburger Universität bei Chicago geschickt und startete dann seinen unwiderstehlichen Aufstieg: Chef von McDonald’s England, Präsident von McDonald’s Europa und schließlich Geschäftsführer des gesamten Konzerns.