Insolvenzverwalter lässt alle Geldflüsse prüfen, Gläubiger erstatteten Strafanzeige.
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Graz. Die 14,8-Millionen-Euro-Pleite der Humanitas Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH, die mittels Tochtergesellschaften sechs Seniorenheime in der Steiermark betreibt, wird ein Fall für den Staatsanwalt.
Der Grazer Anwalt Harald Christandl hat für eine Baufirma, einen Installateur und einen Tischler Anzeige gegen Humanitas und ihren Gründer Kurt Bäckenberger wegen des Verdachts des Betruges, der Untreue, der betrügerischen Krida, der Gläubigerbeeinträchtigung und nach dem Unternehmensstrafrecht erstattet. Die drei Firmen beklagen unbezahlte Rechnungen in Höhe von knapp 382.000 Euro, obwohl Humanitas in zwei Fällen bereits einen gerichtlichen Vergleich geschlossen und im dritten Fall eine Ratenzahlung vereinbart haben soll. Der Verdacht: Humanitas soll die Werkleistung bei den Professionisten zu einem Zeitpunkt in Auftrag gegeben haben, zu dem "ein Liquiditätsproblem bereits evident" gewesen sei.
Die "Wiener Zeitung" konfrontierte Bäckenberger und den Humanitas-Firmenanwalt schriftlich mit den Vorwürfen. Bis Redaktionsschluss ist keine Stellungnahme eingelangt. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe aber bestritten.
Indes wollen die drei Gläubiger vom Staatsanwalt prüfen lassen, wohin jene Gelder geflossen sind, die die Immobilien-Fondsgesellschaft Immac, die auf Pflegeheime spezialisiert ist, an Humanitas gezahlt hat. Unter anderen soll Immac rund 3,6 Millionen Euro für drei Seniorenheime samt Liegenschaften berappt und weitere 4,515 Millionen Euro in drei Tranchen für Werkleistungen (Umbau und Sanierungen) zweckgewidmet überwiesen haben.
Weiters wird behauptet, dass eine Bankgarantie, die anscheinend auf den Generalunternehmervertrag zurückzuführen sein soll, an eine Bank verpfändet wurde. Doch es ist noch mehr Geld geflossen. Denn auch der aws-Mittelstandsfonds hat sich Ende 2010 mit 4,5 Millionen Euro still an der Humanitas Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH beteiligt. Das entspricht laut Anzeige einem Anteil von angeblich 49 Prozent an der Gesellschaft. Außerdem ist laut Sachverhaltsaufstellung auffällig, dass neben den Großgläubigern, Finanzamt (917.000 Euro) und Gebietskrankenkasse (1,207 Millionen Euro), fünf Tochtergesellschaften als Gläubiger der Beteiligungsverwaltungsgesellschaft mit Gesamtforderungen von 2,720 Millionen Euro aufscheinen.
Prüfung eingeleitet
"Wir müssen in der Kürze der Zeit sehr viele Dinge zugleich überprüfen, darunter fallen sämtliche vertragliche Angelegenheiten wie die Sale-and-Lease-Back-Transaktionen mit der Immac", sagt Sanierungsverwalter Herbert Ortner. "Vordringlich für mich ist die Bewertung der Beteiligungen an den Tochtergesellschaften und die Einholung eines Gutachten über den Zeitpunkt des Eintritts der Zahlungsunfähigkeit und über die Geldflüsse. Wir wissen noch nicht, wohin was geflossen ist." Nachsatz: "Es geht aber nicht nur um Beteiligungen, sondern um sechs Pflegeheime, die mit 450 Personen ausgelastet sind. Man muss daher in jede Richtung sehr behutsam rangehen."
Indes sieht sich auch der aws-Mittelstandsfonds als Geschädigter. Aws-Fonds-Chef Arno Langwieser: "Wir haben dort Geld investiert und bemühen uns, die Firma zu retten. Daher können wir derzeit dazu nichts sagen."