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"Humanoide Roboter stolpern noch über Kabel"

Von Eva Stanzl und Franz Zauner

Wissen
Austrian Kangaroos - die 40 Zentimeter großen Fußballroboter der TU Wien.

Warum Industrie und Forschung meinen, dass wir sie brauchen.


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Wien. 40 Zentimeter hohe Fußballroboter liefern sich ein hartes Match. Ein Raupenfahrzeug geht der freiwilligen Feuerwehr beim Löschen eines Brandes zur Hand. Ein Butler aus Metall und Computerchips serviert Kaffee auf einem Tablett. All diese Maschinen zählen zu den medienwirksamen Katalysatoren der Robotik. Doch wohin führt dieser Forschungszweig denn wirklich?

Die "Lange Nacht der Roboter" morgen Mittwoch an der Technischen Universität (TU) Wien soll Laien den letzten Stand dieses Bereichs näherbringen. Hintergrund ist die Europäische Woche der Robotik in Brüssel. Bis kommenden Montag öffnen dort 130 Organisationen aus 19 Ländern ihre Roboter-Werkstätten. Die EU investiert von 2007 bis 2012 insgesamt 501 Millionen Euro an Förderungen in "Kognitive Systeme und Robotik". Zu sehen ist, wohin die Steuergelder fließen. Österreichs Beitrag ist hauptsächlich wissenschaftlicher Natur, der industrielle Anteil marginal. Dabei werden jedes Jahr von einschlägigen Unternehmen doppelt so viele Roboter gebaut wie im Jahr davor. Ihre Zahl liegt bei weltweit 8,6 Millionen - es gibt also mehr Roboter, als Einwohner in Österreich leben.

Allein sieben Millionen kommerzielle Roboter saugen Staub, mähen Rasen, reinigen Pools, geben piepsende Hilfe beim Einparken oder bauen Autos auf Förderbändern - ersetzen also menschliche Arbeitskräfte für einfache, repetitive Tätigkeiten. Vergleichsweise "simpel" sind sie zu programmieren: "Viele Service-Roboter folgen fixen Abläufen, andere (wie Staubsauger) laufen zufällig durch die Gegend und können maximal auf Kollisionen reagieren", sagt Michael Zillich vom Institut für Automatisierungstechnik der TU Wien: "Eine offene Umwelt abzubilden fällt aber viel schwerer."

Wie können Roboter dann Fußball spielen? "Roboter-Fußballteams sind auf ein Repertoire nach fixen Regeln auf einem grünen Feld programmiert", sagt Zillich. Die Forscher müssen also Handlungsfähigkeit im dynamischen schnellen Spiel schaffen in einer harten Umgebung mit Gegnern, jedoch vereinfachen die klaren Spielregeln die Sache.

Ein Butler-Roboter muss hingegen selbständig eine Landkarte der Wohnung erstellen, in der jede Menge Unvorhergesehenes passieren kann: Kinder lassen Spielzeug liegen, jemand kommt herein. "Die Herausforderung besteht darin, die relevanten Daten herauszufiltern und diese zu einander und zum Roboter in Beziehung zu setzen", sagt Zillich. Schwierig sei auch Bewegung. Noch funktionieren mechanische Butler auf Rädern am besten: "Humanoide Roboter stolpern hingegen noch über Kabel." Japans Vision von menschenähnlichen Maschinen als Pfleger und Gefährten für eine wachsende Anzahl an alten Menschen würde also nicht demnächst umgesetzt. Realistischer seien Arbeitsroboter, die etwa in Spitälern das Essen bringen - also billige Arbeitskräfte mit Summton, die rund um die Uhr funktionieren.

Andernorts erledigen Roboter Tätigkeiten, die kaum jemand machen will: Sie entschärfen Bomben, oder bauen Ummantelungen um havarierte Atomkraftwerke. Auch gäbe es ohne sie keine Weltraumforschung: Immerhin ist jede Mars-Sonde ein Roboter.