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Tumore verbreiten verschiedene Gerüche. | 98 Prozent Treffer für Riesenschnauzer Hanna in Schweden. | Stockholm. Hunde haben einen sehr guten Geruchssinn. Polizei und Jäger nutzen ihn bereits. Bald könnten auch Ärzte auf die Hilfe der Vierbeiner zurückgreifen: In Schweden hat die erste Hündin der Welt gelernt, unterschiedliche menschliche Krebsarten zu erschnuppern. Ihr "Herrchen" ist der Onkologe György Horvath, Professor am Universitätskrankenhaus Sahlgrenska in Göteborg. Seit 25 Jahren erforscht Horvath gynäkologische Krebsarten. Dabei bemerkte er die besonderen Fähigkeiten seines Riesenschnauzers und begann sie systematisch zu untersuchen. "Es ist das erste Mal, dass wir feststellen konnten, dass Krebstumore spezifische Gerüche haben", schreibt Horvath in einer Studie, die kürzlich im Magazin "Integrative Cancer Therapies" erschienen ist.
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Eine englische Studie in den 90er Jahren hatte bereits gezeigt, dass trainierte Hunde den Urin gesunder Menschen und jener mit Blasenkrebs unterscheiden können. Später folgte eine US-Studie, die einer Gruppe Hunde beibrachte, Krebskranke mit Brust- und Lungenkrebs an deren Ausatmungsluft zu identifizieren.
Beide Studien zeigten nur, dass die Vierbeiner gesunde von kranken Menschen unterscheiden könnten. Die Untersuchungen konnten jedoch nicht beweisen, dass der Geruch, auf den die Hunde anschlugen, direkt vom Krebs kam.
Horvaths einjährige Studie geht einen Schritt weiter. Der Wissenschafter begann damit, seine heute sechs Jahre alte Hündin zu trainieren, über den Geruch Stückchen von Eierstocktumoren von gesundem Kontroll-Gewebe unterscheiden zu können. Beim Training von Hündin Hanna waren dem Professor Gunvor und Sven Järverud behilflich, zwei Experten, die auch für das Drogendezernat der schwedischen Polizei Hunde abrichten.
Hundert kleine Boxen mit Gewebe, davon 20 mit Eierstockkrebs von unterschiedlichen Patientinnen und unterschiedlichen Krankheitsstadien, wurden der Hündin vorgesetzt. Hanna spürte 18 der 20 Krebsgewebestücke auf und unterschied sie von den 80 gesunden: Trefferquote 98 Prozent.
In einem weiteren Test stellte sich heraus, dass Hanna nicht nur gesundes und krankes Gewebe unterscheiden konnte, sondern auch den Unterschied zwischen Eierstocktumoren und anderen Formen wie Gebärmutterhalskrebs. In 37 von 40 Fällen mit Eierstockkrebs identifizierte die Hündin die Proben von Gebärmutterhals- und Gebärmutterschleimhautkrebs aus einem größeren Kontrollbestand.
Tier braucht Begabung
"Sie hat auf Tumore mit Eierstockkrebs reagiert, aber nicht auf die anderen Krebsarten. Das ist der erste Beweis, dass Krebsarten spezifische Gerüche haben", schreibt Horvath. Weil Hanna, die auf den Geruch von Eierstockkrebs abgerichtet worden war, nicht auf Gebärmutterhalstumore reagierte, liege es nahe, dass andere Krebsarten einen anderen Duft hätten.
Doch nicht alle Artgenossen seien geeignet. "Hanna ist überdurchschnittlich begabt. Das sind nicht alle Riesenschnauzer", sagt Horvath. Er glaubt nicht, dass Ärzte in Zukunft in ihrer Praxis Hunde als Diagnoseinstrument haben. Allerdings könnten Hunde in der Forschung als Kontrollinstrument verwendet werden. Vor allem aber könnten mit Hilfe der Kenntnisse von Hunden Geruchsdetektoren entwickelt werden, welche die Früherkennung etwa von Eierstockkrebs verbessern würden.