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Hundelebensprobleme

Von David Axmann

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"Dem Hunde, wenn er gut gezogen, wird selbst ein weiser Mann gewogen", sagt der trockene Famulus Wagner im "Faust", und spricht damit dem misokynen Herrn von Goethe aus der Seele. Der große Dichter und tiefe Denker wünschte, von Hunden vor allem nicht gestört zu werden. Ein vielleicht weniger kreativer, dafür jedoch kreatürlicher Zugang zum verborgenen Weltwissen führt über die Bereitschaft des empfindsamen Subjekts, sich in seinem Erkenntnisstreben von der Natur stören zu lassen. Dieser Absicht folgte auch der neulich auf 3sat gesendete Lehrfilm "Jetzt belle ich! Was Hunde wirklich denken . . .", die Geschichte einer Golden-Retriever-Hündin, die darüber nachdenkt, ob sich Hunde weiterhin Menschen halten sollten. Ihren Reflexionen mangelte allerdings die philosophische Brillanz eines bei Schopenhauer in die Schule gegangenen Pudels, sie waren vielmehr in die biedere Gemütlichkeit eines Dackels gebettet, der seine Lebensweisheiten bei Robert Lembke aufgeschnappt hat.

Ach, Kommissar Rex ist ein alter, fader Kerl geworden. Früher ging er mit dem einsamen Wolf Moretti durch dick und dünn, sprang ins kalte Wasser und durch splitternde Glastüren, fing mit eleganter Lässigkeit Verbrecher und Wurstsemmeln . . . Heute darf der Schäferhund nur noch Herrn Pschill und Frau Winkens beim Vor- und Nachspiel zuschauen, Lottozahlen wittern und russischen Leichen nachschnüffeln. Kommissar Schmex sozusagen.