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Hürdenreiche Aussöhnung mit Islam

Von Peter Wütherich

Politik

Hohe Erwartungen an Obamas Rede in Kairo. | Washington. (afp) Ein wichtiger Teil der Botschaft liegt in der Person des Redners. Barack Obamas Zweitname ist Hussein, sein Vater war ein Muslim aus Ostafrika, mehrere Jahre seiner Kindheit verbrachte er im muslimischen Indonesien.


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Mit einer Grundsatzrede an die mehr als eine Milliarde Muslime auf der Welt will der US-Präsident am Donnerstag in Kairo den Anstoß geben für einen Neubeginn in den Beziehungen zwischen den USA und der muslimischen Welt.

Die Rede an der Universität Kairo ist aus US-Sicht der Höhepunkt der Reise, die Obama am Mittwoch zunächst nach Saudi-Arabien, am Freitag nach Deutschland und am Samstag nach Frankreich zur Gedenkfeier für die Landung der Alliierten in der Normandie 1944 führen wird.

Im Schatten der Minarette am Ufer des Nils wird es vor allem um Symbolisches gehen. Obama will um Vertrauen werben, weiß dabei aber auch, dass Worte allein kein Weg sind aus dem Dilemma der US-Orientpolitik: In vielen muslimischen Ländern unterstützen die USA autokratische Regierungen, die eklatant gegen den Freiheitsbegriff der US-Prägung verstoßen.

Gerade Obamas Reiseziel Ägypten veranschaulicht das Dilemma. Das Land zählt zu den größten Empfängern von US-Hilfe im Nahen Osten. Präsident Hosni Mubarak aber herrscht autoritär, Kritiker müssen mit Anklagen und Haftstrafen rechnen. Viele Bürger muslimischer Staaten sehen die USA nicht als Bannerträger der Demokratie, sondern als skrupellose Schutzmacht ihrer unpopulären Autokraten.

77 Prozent der Befragten in Ägypten und fünf anderen arabischen Ländern gaben in einer Umfrage eine negative Sicht der USA zu Protokoll. Von Obama selbst hatten freilich nur 24 Prozent eine schlechte Meinung. Für den US-Präsidenten liegt in solchen Zahlen eine Chance, findet Nahost-Experte Jon Alterman: "Die US-Politik ist unbeliebt, aber es gibt die Bereitschaft, ihm zuzuhören."

Fast schon vergessen ist, dass Obamas Vorgänger George W. Bush 2005 eine Initiative startete, um die arabischen Alliierten die Demokratie zu lehren. Seine Außenministerin Condoleezza Rice hielt in Kairo eine Rede, in der sie die regionalen Machthaber für Demokratiedefizite tadelte. Kurze Zeit später übten sich die Palästinenser in Demokratie, hielten freie Wahlen ab - und ließen die radikalislamische Hamas gewinnen. Bushs Plan verschwand stillschweigend in der Schublade.