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Drei HVB-Vorstände treten aus Protest gegen Italiener zurück. | Hemtsberger wird als Jentzsch-Nachfolger gehandelt. | Wien/München/Mailand. (VeGa) Nach der Übernahme der BA-CA-Mutter HVB (Hypovereinsbank) durch die italienische UniCredit bekommt das einstige bayrische Aushängeschild ein Führungsproblem.
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Vorstände verlassen überraschend das von den Italienern gekaperte Finanzschiff. So nimmt die Chefin des Privatkundengeschäfts Christine Licci den Hut. Das ist insofern bemerkenswert, als die Südtirolerin kurz nach der Übernahme als aussichtsreiche Kandidatin für den Posten der HVB-Chefin galt.
Sie dürfte sich jedoch taktisch ungeschickt verhalten und damit ihre Chancen auf einen Top-Job verwirkt haben. Auch sprechen Kenner des Unternehmens von schweren Versäumnissen von Noch-HVB-Chef Dieter Rampl, weil er Personalentscheidungen nicht früher geklärt hat. Rampl gibt sich ahnungslos: "Ich akzeptiere diese persönlichen Entscheidungen. Verstehen kann ich sie jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht." Die Fusion bleibt laut Rampl von der Führungskrise unbeeinflusst.
Sprißler als HVB-Chef
Nun soll unerwartet HVB-Finanzvorstand Wolfgang Sprißler HVB-Chef werden. Die Entscheidung gilt als Notlösung, weil kein anderer Kandidat mehr zur Verfügung steht. Eigentlich wollte der 59-jährige 2006 in den Ruhestand gehen.
HVB-Kapitalmarkt-Chef Stefan Jentzsch, der im neuen UniCredit-Vorstand eine führende Rolle spielen sollte, will ebenfalls aus Protest gegen den neuen Eigentümer sein Amt niederlegen. Er soll bereits Gespräche mit der Dresdner Bank führen, um das Investment-Banking zu leiten.
Der Rücktritt des Deutschen wird vielleicht einen Österreicher freuen. Denn seit Montag wird BA-CA-Vorstand Willi Hemetsberger als Jentzsch-Nachfolger gehandelt. Seitens der BA-CA wird das Gerücht nicht kommentiert.
Am Gängelband der Italiener fühlte wohl sich auch Firmenkunden- und Immobilien-Vorstand Johann Berger. Ihm wurde ein Sitz im Top-Management von UniCredit in Aussicht gestellt. Die Entscheidung blieb bisher aus. Jetzt hat Berger genug. Es heißt, er will gehen, hat sich aber noch nicht endgültig entschieden.
Die deutsche Führungsriege wurde von UniCredit-Chef Alessandro Profumo entmachtet. Er hat als einziger beim Bankenkonglomerat aus UniCredit, HVB und BA-CA das Sagen.
Hohe Abfertigungen
Die drei Vorstände dürften auch die Gelegenheit genutzt haben, schnell Kasse zu machen. Bei einem rechtzeitigen Rücktritt winken ihnen Millionen.
Die Arbeitnehmervertreter werfen den scheidenden Vorständen mangelndes Verantwortungsbewusstsein vor und fordern eine rasche Lösung der Krise: "Eine Fusion ist kein Kaffeekränzchen."