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Ederer: Kein Verschulden des Hypo Alpe-Adria Chefs | Experten-Gutachten soll Lage klären. | Wien. Vorstand und Aufsichtsrat seien sich ihrer Verantwortung bewusst, sehen aber keine Grund für personelle Konsequenzen. So lautet die Quintessenz der Pressekonferenz der Hypo Alpe-Adria am Donnerstag in Wien.
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Trotz des vergangene Woche bekannt gewordenen Spekulationsverlustes des Bankinstituts im Jahr 2004 von 328 Mio. Euro und einer Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft scheint sich der Hypo Alpe-Adria-Chef Wolfgang Kulterer in seiner Führungsposition nach wie vor sicher zu fühlen. Den Erhebungen der Staatsanwaltschaft sehe er "mit Ruhe entgegen". Auf Kundenseite verzeichne die Bank bisher "keine negativen Reaktionen". Die einzigen, die einen Schaden erlitten hätten, seien die Eigentümer (Land Kärnten, Grazer Wechselseitige Versicherung, Mitarbeiter). Ederer ist als Aufsichtsrats-Vize im Mai von der Causa informiert worden, hat aber seine Gremiums-Kollegen nicht verständigt. Dies verteidigt er damit, dass sich das Problem als "eingrenzbar, beherrschbar und abwickelbar" dargestellt habe. Gegenüber dem Land Kärnten hätte er ohnehin keine Informationspflicht gehabt.
Frage der Bilanztechnik
In der aktuellen Diskussion gehe es um die Bilanzierungstechnik. Kulterer: "Die Frage ist, ob die Verluste sofort verbucht werden oder, wie von der Hypo Alpe Adria vorgesehen auf 10 Jahre verteilt." Das soll nun in einem externen Experten-Gutachten festgestellt werden. Man wäre auch schon bei der Bilanz 2004 in der Lage gewesen, den gesamten Betrag unterzubringen, weist Kulterer wiederholt auf die Stabilität des Unternehmens hin. "Dann hätten wir 2004 aufgewertet und stille Reserven gehoben". Auf die Frage, ob die Wirtschaftsprüfer bereits bei Prüfung der Bilanz 2004 über das gesamte Ausmaß des Verlustes aus den Spekulationsverlusten (Swap-Geschäfte) informiert worden seien, antwortet Kulterer zunächst: "Die Wirtschaftsprüfer haben die umgelegten Swap-Positionen gesehen", um die Sache nach langem Drängen dann doch auf den Punkt zu bringen: Es habe sich dabei nur um den von der Bank vorgesehen Jahresanteil gehandelt. Als im Jahr darauf der volle Umfang zum Vorschein kam, plädierten die Wirtschaftsprüfer für eine höhere Geltendmachung der Verluste in der Bilanz 2005, informierten die Finanzmarktaufsicht und zogen schließlich ihr Testat für die Bilanz 2004 zurück. Die Bank weist Schwächen im IT-System zurück, hat es nach 2004 aber doch mithilfe eines externen Consulters überprüft und u.a. die Limitregelungen adaptiert, heißt es auf Anfrage der "Wiener Zeitung".