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Kranebitter im Interview: "Müssen Lebensfähigkeit nachweisen." | Gewinnbringender Verkauf für Bund bis Ende 2014 angepeilt. | Wien. Jenen ehemaligen Verantwortlichen und Geschäftspartnern der Kärntner Hypo Group Alpe Adria, gegen die die Justiz ermittelt, drohen im Fall einer Verurteilung nicht nur saftige Strafen, sondern auch massive Schadenersatzforderungen. "Die Bank will sich das Geld, das ihr zu Unrecht entzogen wurde, zurückholen", erklärt der neue Hypo-Chef Gottwald Kranebitter im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Es sei sogar seine Pflicht, gegebenenfalls Schadenersatz zu verlangen.
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Tatsächlich ermittelt die Staatsanwaltschaft Klagenfurt derzeit in einigen Zusammenhängen wegen Untreuevorwürfen. Dabei geht es einerseits um Kredite, die ohne ausreichende Sicherheiten gewährt worden sein sollen. Andererseits besteht auch der Verdacht, dass der Verkauf der sogenannten Hypo-Consultants im Jahr 2007 bewusst zu einem zu niedrigen Preis erfolgt ist (die "Wiener Zeitung" berichtete exklusiv). In allen derartigen Fällen muss wohl die Hypo als - von ihren eigenen Managern - Geschädigte angesehen werden. Wo immer es sinnvoll scheint, werde sich die Bank als Privatbeteiligte den Anklägern anschließen, so Kranebitter.
Was den von der EU-Kommission geforderten Umstrukturierungsplan anbelangt, sei man "voll auf Schiene", meint der Hypo-Chef. "Wir müssen unsere Lebensfähigkeit nachweisen", so Kranebitter. Bis 31. März werde man mit einem Konzept bei den Brüsseler Wettbewerbshütern vorstellig werden. Damit sei der diesbezügliche Diskussionsprozess aber noch nicht abgeschlossen.
Guter Kern soll wachsen
Kranebitter bestätigt, dass der Restrukturierungsplan - wie von der Kommission gefordert - auch ein Kapitel enthält, das die geordnete Abwicklung der Hypo skizziert. Er werde jedoch versuchen, die Brüsseler Behörde davon zu überzeugen, dass dies nicht das beste Szenario sei.
Ausgangspunkt für das Sanierungskonzept ist die Situation der Bank vom 31. Dezember 2008. Damals hatte die Hypo zum ersten Mal Staatshilfe erhalten. Es sei zu erwarten, dass man einen "sehr großen Teil" des damaligen Geschäftsvolumens "wegschneiden" müsse, so Kranebitter. Ob das die Hälfte sein werde, wie Aufsichtsratschef Johannes Ditz zuletzt erklärt hat, lässt der neue Bankchef offen. Bis zum Ende des Planungshorizonts - Ende 2014 - soll jedenfalls der gute Teil des Instituts, der nicht abgestoßen wird, gewachsen sein. Was den Rückzug des Bundes anbelangt, meint Kranebitter: "Wir brauchen mehr Zeit. Das geht nicht in zwei Jahren." Ziel sei, bis 2014 die Hypo zu verkaufen, dies hänge aber davon ab, wie die Sanierung verläuft und ob es dann wieder Käufer für Finanzinstitute gibt.
Zentrale Auskunftsstelle
Ebenfalls vom gesamtwirtschaftlichen Umfeld abhängig ist, ob die Hypo neuerlich Geld vom Staat benötigt. "Es ist unser erklärtes Ziel, ohne zusätzliche Mittel der öffentlichen Hand auszukommen", so Kranebitter. "Ich halte das aus heutiger Sicht auch für möglich." Derzeit wartet die Hypo jedenfalls noch auf jene 450 Millionen Euro, die ihr vom Bund bei der Notverstaatlichung im Dezember 2009 zugesichert worden sind.
Was den Mitarbeiterabbau anbelangt, will Kranebitter keine Zahlen nennen. Vor einer endgültigen Einigung mit der EU sei dies unseriös. Man wolle jedoch einzelne Teile der Bank verkaufen und nicht stilllegen - damit würden auch Jobs erhalten bleiben.
Ab seinem Amtsantritt am 1. April will der neue Hypo-Chef jedenfalls dafür sorgen, dass bei seinem Institut die Kunden wieder im Mittelpunkt stehen. Nichtsdestoweniger sei die Aufarbeitung der Vergangenheit wichtig. Die Zusammenarbeit der Hypo mit dem Landtags-U-Ausschuss und anderen Ermittlern will Kranebitter durch die Einrichtung einer zentralen Auskunftsstelle in der Bank verbessern. Dort sollten Unterlagen vorbereitet werden, um einen organisierten Umgang mit Anfragen zu gewährleisten.