)
Kreditrisiken und Problemprojekte blieben bei der Bank. | Jörg Haider lobte 2007 den Verkauf. | Wien. Zündstoff in der Causa Hypo-Consultants: Wie berichtet, ermittelt die Justiz gegen ehemalige Verantwortliche der Kärntner Hypo Group wegen möglicher Untreue. Die sogenannte Consultants-Sparte, in der zahlreiche Immobilienbeteiligungen der Hypo auf dem Balkan geparkt waren, könnte im März 2007 nämlich absichtlich zu billig und zu ungünstigen Konditionen für die Hypo verkauft worden sein - es gilt die Unschuldsvermutung.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der "Wiener Zeitung" liegen Unterlagen vor, die diesem Verdacht nun neue Nahrung geben. Dabei handelt es sich um eine Präsentation, die im fortgeschrittenen Verkaufsprozess vor interessierten Investoren gehalten worden ist. Aus dem Papier ist klar zu erkennen, welche Kaufpreiserwartungen man seitens der Hypo - und auch seitens der Bieter - gehabt hat: Offenbar sollte der Preis für die zum Verkauf stehenden Consultants-Töchter in Österreich, Kroatien, Serbien und Bosnien zumindest um 80 Millionen Euro über der Bilanzsumme von 260 Millionen Euro liegen. Um Chancen zu haben, galt ein Aufschlag von rund 100 Millionen Euro auf die Bilanzsumme als realistisch.
Hart an Schmerzgrenze
Der tatsächlich erzielte Verkaufserlös lag dann bei 57 Millionen Euro. Insider erklären zwar, dass man sich in der Bank einen Aufpreis von 20 Prozent, also 52 Millionen Euro, als unterste Schmerzgrenze gesteckt hätte. Dass es - angesichts der damals guten Marktlage und der angeblich mehr als 50 Bieter - aber praktisch beim Mindestpreis geblieben ist, sorgt bei Eingeweihten für Stirnrunzeln.
Dazu kommt, dass möglicherweise eine zentrale Verkaufsbedingung nicht erfüllt worden ist: Die Bilanzsumme der verkauften Consultants-Teile bestand zu einem Gutteil aus Schulden bei der Hypo. Diese hat der Käufer - die kroatische Investmentfirma Auctor - zuzüglich zum Kaufpreis übernommen. Allerdings mussten sich die Bieter verpflichten, im Falle eines Zuschlags die Verbindlichkeiten zu refinanzieren - also nicht nur zu übernehmen, sondern sie tatsächlich durch Kredite anderer Banken zu ersetzen.
Die Hypo wollte so ihr Risiko reduzieren. Laut Nationalbank hat es jedoch weiterhin eine "Finanzierungsbeteiligung" der Hypo bei Consultants-Projekten gegeben. Kritiker behaupten, dass die Hypo anderen Bietern die Pflicht zur Umschuldung nicht erlassen hätte. Eine diesbezügliche Nachfrage hat Auctor bisher nicht beantwortet. Man verweist generell darauf, dass kein Bieter die Vergabe angefochten habe. Ob dies bei einem Unternehmen, das nicht mehrheitlich im Besitz der öffentlichen Hand ist, überhaupt einen Sinn gemacht hätte, scheint allerdings fraglich.
"Nur ein Drittel gekauft"
Auctor betont jedenfalls, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Was den Kaufpreis anbelangt, erklärt man, nur einen Teil der ursprünglichen Consultants-Projekte gekauft zu haben. Wie berichtet, wurde vorab das Portfolio radikal gesäubert. Bei Auctor heißt es, man habe lediglich ein Drittel der 115 Projekte erworben. Damit könnte ein niedrigerer Preis durchaus gerechtfertigt sein.
Für die Hypo selbst ändert dies wenig, außer dass noch mehr Problemprojekte als bisher bekannt in der Bank verblieben sein dürften. Den letzten Mehrwert des Consultants-Deals für die notorisch kapitalschwache Hypo, den erzielten Kaufpreis, hat dann jedenfalls eine Sonderdividende von 50 Millionen Euro zunichte gemacht. Von dieser profitierte unter anderem das Land Kärnten. Bereits zuvor hatte der damalige Landeshauptmann Jörg Haider den Consultants-Deal gelobt: Er freue sich über die "gute Entwicklung" bei der Hypo, erklärte Haider - laut einem Bericht der Grünen - bei einer Regierungssitzung Ende März 2007.
Indes ist die von der Regierung entsandte Ermittlertruppe "CSI-Hypo" intensiv an der Arbeit. Bisher habe man weit mehr als 100 Millionen Euro gefunden, die der Bank entzogen worden wären, so der Chef-Jurist der CSI, Guido Held, zum "Standard". 31 Anzeigen seien bereits eingebracht worden. Das Geld sei am Balkan und in Liechtenstein gelandet.