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"Sonderdividende wirtschaftlich Teil des Kaufpreises." | 200 Millionen Euro Wertberichtigungen nicht berücksichtigt. | Wien/München. Dass das Management der BayernLB beim Kauf der Hypo-Mehrheit im Jahr 2007 absichtlich zu viel bezahlt haben soll, ist an sich schon ein schwerwiegender Vorwurf. Nun mehren sich jedoch die Hinweise, dass dabei stillschweigend sogar der intern vorgegebene Maximalpreis überschritten worden sein könnte.
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Offiziell hat die BayernLB 1,625 Milliarden Euro für einen Anteil von 50 Prozent plus einer Aktie an der Hypo bezahlt. Das bedeutet, dass ein Gesamtwert von 3,25 Milliarden Euro unterstellt wurde, was an sich klar unterhalb der vom BayernLB-Verwaltungsrat vorgegebenen maximalen 3,4 Milliarden Euro liegen würde. Allem Anschein nach war dies jedoch nicht die einzige Zahlung, die die Münchner tätigen mussten, um bei der Hypo zum Zug zu kommen.
Junktim der Belegschaft
So wurde den Alteigentümern Land Kärnten, Grazer Wechselseitige und Hypo-Mitarbeiterstiftung eine Sonderdividende von insgesamt 50 Millionen Euro zuerkannt - offiziell, um den knapp zuvor erfolgten Verkauf der Hypo-Consultants-Sparte abzugelten. Alle im Hypo-Untersuchungsausschuss des bayrischen Landtags dazu befragten Bankprüfer hätten erklärt, dass diese Zahlung wirtschaftlich zum Kaufpreis hinzuzurechnen sei, so Sepp Dürr von den bayrischen Grünen zur "Wiener Zeitung".
Darüber hinaus stößt sich Dürr am - wenige Monate nach dem eigentlichen Deal erfolgten - Kauf weiterer Hypo-Aktien der Mitarbeiterstiftung durch die BayernLB. Wie berichtet, blätterten die Münchner im Dezember 2007 rund 107 Millionen Euro für weitere 3,3 Prozent an der Kärntner Bank hin, obwohl sie bereits Mehrheitseigentümer waren. Der damalige Verwaltungsratschef Siegried Naser habe im U-Ausschuss erklärt, dass die BayernLB damals die Mehrheit nur unter der Zusage bekommen hat, auch diese weiteren Anteile zu kaufen, so Dürr. Bereits durch dieses Junktim sei der Kaufpreis deutlich über die vorgegebene Schwelle von 3,4 Milliarden Euro (für 100 Prozent) gestiegen.
Schwer ins Gewicht fallen für Dürr jedoch auch Wertberichtigungen bei der Hypo, die zwar im Rahmen der Unternehmensprüfung durch die BayernLB erkannt, jedoch nicht im Kaufpreis berücksichtigt worden sind. In ihrer Entgegnung zu einem Gutachten der Münchner Wirtschaftsprüferin Corinna Linner bestätigt die BayernLB einen "Werteffekt" von insgesamt 200 Millionen Euro. Man habe in den Verhandlungen jedoch keine Reduzierung des Preises durchsetzen können. Laut BayernLB sei man dennoch "in der definierten Bandbreite bis maximal 3,4 Milliarden Euro für 100 Prozent" geblieben. Dürr bezweifelt das: Bereits am Tag des Kaufes wäre diese Vorgabe um 100 Millionen Euro überschritten worden.
Verhandlung am 11. 11.
Noch gar nicht eingerechnet sind hier von der kroatischen Nationalbank erzwungene Kapitalerhöhungen bei dortigen Hypo-Töchtern. Auch ist zu hören, dass die BayernLB davon ausgegangen ist, mittelfristig das Hybrid-Kapital - eine bestimmte Form von Eigenkapital - der Hypo ersetzen zu müssen
Für alle betroffenen Personen gilt zum jetzigen Zeitpunkt die Unschuldsvermutung - auch für jene, die die Hypo in anderem Zusammenhang auf zwei Millionen Euro Schadenersatz geklagt hat. Wie die "Wiener Zeitung" erfahren hat, findet die erste Verhandlung gegen Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer und zwei weitere Geklagte am 11. November statt - quasi zum Faschingsbeginn.