Andere Bank gab keinen Blanko-Kredit an Styrian Spirits. | Kulterer fühlte sich von Altaktionären "betrogen". | Klagenfurt. Dass die Kärntner Hypo an die marode Fluglinie Styrian Spirit 2005 einen Blanko-Kredit von zwei Millionen Euro auszahlte, hat drei Ex-Managern der Bank eine Anklage eingebracht. Zu einer der Kernfragen - nämlich, weshalb das Geld ohne Besicherung vergeben wurde - förderte der vierte Prozesstag am Landesgericht Klagenfurt eine überraschende Antwort ans Tageslicht. Eigentlich hätte man davon ausgehen können, dass die Airline zu schwach war, um Sicherheiten zu stellen. Wie jedoch der damalige Styrian-Chef Otmar Lenz und die ehemalige Finanzchefin der Fluglinie am Mittwoch vor Gericht aussagten, habe man in dieser Zeit auch einen 500.000-Euro-Kredit der Salzburger Sparkasse erhalten.
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Diese vergab das Geld allerdings nicht blanko: Als Sicherheit trat Styrian Spirit eigene Forderungen an die Bank ab. Auf die Frage des Richters, weshalb es beim Hypo-Kredit keine derartige Vorgehensweise gegeben hatte, erklärte Lenz: "Das wurde nicht angefordert."
Bisher ist völlig unklar, wer mit wem über den Kreditwunsch verhandelt hat. Der zuständige Sachbearbeiter bei der Hypo hat erklärt, nie ein Kundengespräch geführt zu haben. Er war erst wenige Wochen in seiner Position. Dies galt auch für die blutjunge Finanzchefin von Styrian, die seine Ansprechpartnerin gewesen ist. Sie hat betont, keinerlei Verhandlungen geführt zu haben, sie hätte nur Unterlagen im Auftrag des Alleinvorstands Lenz weitergeleitet.
Überraschend ist, dass Lenz ebenfalls keine Verhandlungen mit der Hypo geführt haben will: Er habe von seinem Aufsichtsratschef erfahren, dass es beim Einstieg des Landes Kärnten bei Styrian im Juni 2005 ein "Gesamtpaket" gegeben habe, in dem auch der Hypo-Betriebsmittelkredit enthalten gewesen sei. Dies ist insofern pikant, als beim Einstieg des Landes die Kreditprüfung in der Hypo nicht abgeschlossen gewesen ist. Die erste Million wurde am 29. August 2005 ausbezahlt, die zweite am 27. September.
Ex-Hypo-Konzernchef Wolfgang Kulterer, der von Lenz als einziger Ansprechpartner bei der Bank genannt wurde, schwante offenbar bald Böses: Ein ehemaliger Styrian-Aufsichtsrat berichtete vor Gericht über ein Telefonat von Ende 2005, in dem Kulterer den Altaktionären vorwarf, bereits vor dem Einstieg Kärntens gewusst zu haben, dass die Unternehmensentwicklung schlechter als geplant verlaufen würde. Die Hypo und Kärnten seien "betrogen worden". Kulterer wird mit zwei weiteren ehemaligen Hypo-Managern Untreue vorgeworfen. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.