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Land brauchte Geld, um Anleihe zurückzubezahlen. | Martinz: "Unter 3,1 Milliarden hätten wir nicht verkauft." | Wien. Mittlerweile ist das Hypo-Kärnten-Engagement der geheimnisumwitterten Investorengruppe rund um den Vermögensverwalter und späteren Hypo-Chef Tilo Berlin heftig umstritten. Dabei haben die äußerst wohlhabenden Geldgeber damals nicht nur in die eigene Tasche gearbeitet, sondern offenbar auch dem Land Kärnten finanziell aus der Patsche geholfen.
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In einer Landtagssitzung Ende Mai 2007 - knapp nach dem Verkauf der Hypo-Mehrheit an die BayernLB - zeigte sich der damalige Landeshauptmann Jörg Haider äußerst angetan von der Rolle Berlins: Im Sommer 2006 hätten Investmentbanken den Gesamtwert der Hypo auf lediglich 1,8 bis 2 Milliarden Euro geschätzt, so Haider. Durch den Einstieg der Privatinvestoren (laut Haider waren sehr vieler Kärntner unter ihnen) Ende 2006 habe sich Positionierung der Landesbank an den Finanzmärkten plötzlich verbessert. Obwohl davon auszugehen sei, dass Gutachten von Beratungsfirmen im Frühjahr 2007 die Hypo mit weniger als drei Milliarden Euro bewertet hätten, habe die BayernLB letztlich 3,25 Milliarden Euro als Bewertungsbasis für den Kaufpreis akzeptiert.
Hypo sprach Berlin an
Damit konnten sich nicht nur die Investoren über einen kolportierten Gewinn von rund 150 Millionen Euro freuen, auch das Land war eine große Sorge los: Bis Juni 2008 musste eine mehr als 500 Millionen Euro schwere Anleihe zurückbezahlt werden. Unter einem Gesamtwert von 3,1 Milliarden Euro beim Hypo-Verkauf wäre sich das nicht ausgegangen, so der Aufsichtsratschef der Kärntner Landesholding, Josef Martinz, zur "Wiener Zeitung". Letztlich erhielt das Land 809 Millionen Euro aus dem Anteilsverkauf.
Laut Haider-Rede im Landtagsprotokoll ist die Initiative zum Einstieg der Investoren von der Hypo ausgegangen, nicht von Berlin. In einem Untersuchungsausschuss zur Hypo im Jahr 2007 habe es geheißen, Berlin hätte sich auf eine Ausschreibung hin gemeldet, so Rolf Holub, Landessprecher der Kärntner Grünen. In dem Ausschuss habe Berlin außerdem Unterlagen vorgezeigt, denen zufolge er seinen Investoren einen Wertanstieg der Hypo auf 4,7 Milliarden Euro vorhergesagt hatte.
Die - vielfach erwähnte - rasante Wertsteigerung beschäftigt mittlerweile die Justiz: Dem damaligen BayernLB-Chef Werner Schmidt wird vorgeworfen, absichtlich zu viel für die Hypo bezahlt zu haben - was dieser zurückweist, es gilt die Unschuldsvermutung.
Tilo Berlin stellt sich laut "Profil" heute, Dienstag, auf eigenen Wunsch einer Einvernahme durch die Staatanwaltschaft München. Auch für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
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