Kärntner Bank schlug Kaufangebot | aus - angeblich als unseriös eingestuft.
Wien/Zagreb.Den schnellen Absprung um jeden Preis zu suchen, kann man der Kärntner Hypo in diesem Fall sicher nicht vorwerfen: Der "Wiener Zeitung" liegt ein Schreiben vor, in dem - zunächst nicht genannte - Investoren der Hypo Ende 2011 angeboten haben, ihr sämtliche Forderungen gegenüber dem kroatischen Chemiekonzern Dioki abzukaufen. Dioki ist wirtschaftlich schwer angeschlagen und verhandelt seit Monaten mit Gläubigern über eine Umschuldung. Dennoch hat die Bank das Angebot nicht angenommen.
Laut einem - Mitte 2011 erstellten - ersten Restrukturierungskonzept, das offenbar als Grundlage für weitere Verhandlungen gedacht war, schuldet die Dioki-Gruppe der Hypo als größter Bankgläubigerin insgesamt 392,7 Millionen Kuna (51,8 Millionen Euro). Das Konzept sieht vor, dass die Gläubiger Dioki insgesamt Schulden von rund einer Milliarde Kuna (131,8 Millionen Euro) nachlassen - etwa zwei Drittel der gesamten Verbindlichkeiten. Gläubigerbanken würden im Gegenzug Immobilien aus dem Firmenbesitz erhalten und Forderungen in Unternehmensanteile umwandeln.
Die Hypo wäre - anteilsmäßig hochgerechnet - mit bis zu 21,4 Millionen Euro von der Umschuldung betroffen. Trotz der unsicheren Zukunft Diokis (die Produktion steht seit Herbst 2011 still) und einer potenziell jahrelang dauernden Restrukturierung hat die Bank das eingangs erwähnte Angebot von 34 Millionen Euro in Cash für die bestehenden Forderungen nicht angenommen. Die Interessenten hatten erklärt, in weiterer Folge Dioki übernehmen zu wollen. Zwar hätte - gemessen an den 51,8 Millionen - der Wertabschlag rund ein Drittel ausgemacht. Bei anderen problematischen Projektverkäufen hat die Hypo allerdings in der Vergangenheit auch höhere Rabatte akzeptiert.
Zu billiger Strom vom Staat?
Während Kritiker der Bank einen Mangel an Entscheidungsstärke vorwerfen, heißt es aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen, dass die bisherigen Angebote rund um Dioki nicht so substanziell gewesen wären, dass sie die Hypo annehmen hätte können. Die Bank steht im Staatsbesitz und muss besonders strenge Richtlinien einhalten. Letztlich wurden die Angebote offenbar als unseriös eingestuft.
Möglicherweise ist die Hypo gerade in Bezug auf Dioki doppelt vorsichtig: Schließlich spielt der Chemiekonzern in der Affäre um den kroatischen Ex-Ministerpräsidenten Ivo Sanader, dem Amtsmissbrauch vorgeworfen wird, eine Schlüsselrolle. Angeblich soll Sanader den staatliche Stromkonzern HEP veranlasst haben, Dioki billiger mit Strom zu beliefern. Der Ex-Premier soll mit Dioki-Mehrheitseigentümer Robert Jeciz befreundet sein. Alle Betroffenen haben dem Vernehmen nach die Vorwürfe zurückgewiesen.
Auf Anfrage der "Wiener Zeitung" bestätigt Dioki Verhandlungen mit den Gläubigern - unter anderem - über die Wandlung von Forderungen in Aktien. Jezic habe einer Reduktion seiner Anteile zugestimmt. Fraglich ist, ob sich die Hypo in ihrer eigenen Restrukturierungsphase Dioki-Anteile aufhalsen will. Viel dürfte davon abhängen, für wie attraktiv die Gläubigerbanken die Immobilien einschätzen, die ihnen übertragen werden sollen.
Razzia bei Landesholding
Unterdessen hat - in einem ganz anderen Zusammenhang - die Justiz Razzien bei der Hypo-Mitarbeiterstiftung und bei der Kärntner Landesholding durchgeführt. Dies berichtete das ORF-Radio am Freitag. Offenbar suchten die Ermittler nach einer Garantieerklärung, der zufolge die Landesholding Gelder von mehr als 400 Millionen Euro, die sie im Jahr 2005 über die Stiftung bei der Hypo veranlagt hatte, wieder in vollem Umfang zurückerhalten würde. Eine solche Garantie könnte unter Umständen einer Bilanzierung eines Teils der Gelder als Eigenkapital entgegengestanden sein. Alle Vorwürfe werden bestritten.
Für die Stiftung kommt die Razzia zur Unzeit: Am Montag wird jener Prozess fortgesetzt, in dem die frühere Hypo-Mutter BayernLB von der Stiftung 50 Millionen Euro fordert. Hier spielen angebliche geheime Garantieerklärungen eine wichtige Rolle.