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Anleihe ist nach Athen-Pleite fällig - Bank dürfte kein Schaden entstehen.
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Wien/Klagenfurt. Gut zwei Wochen liegt der offizielle Zahlungsausfall Griechenlands zurück. Ebenfalls davon betroffen ist - wie sich in der Zwischenzeit herausgestellt hat - die Kärntner Hypo Alpe Adria. Die Bank hat Investoren verständigt, dass ein spezielles - im Mai 2005 von ihr begebenes - Wertpapier wegen der Athen-Pleite nun abgewickelt wird. Eigentlich wäre die Tilgung erst 2015 vorgesehen gewesen.
Laut Investoren-Brief wurde die Hypo am 14. März durch den für die Transaktion zuständigen "Calculation Agent" vom griechischen Zahlungsausfall verständigt. Calculation Agent - auf Deutsch Abrechnungsstelle - ist laut den Anleihebedingungen, die der "Wiener Zeitung" vorliegen, die Londoner Niederlassung der zu Unicredit gehörenden bayrischen Hypovereinsbank. Dieser obliegt es auch festzulegen, zu welchem Preis die Papiere abgewickelt werden.
Bei Letzteren handelt es um sogenannte Credit Linked Notes - komplexe Anleihen, denen Ausfallsrisiken anderer Papiere zugrunde liegen. Im konkreten Fall bestehen die Basispapiere aus Staatsanleihen von Ländern, die mittlerweile größtenteils das Who-is-Who der europäischen Staatsschuldenkrise bilden: neben Griechenland nämlich auch noch Italien und Portugal. Dazu kommt Japan, das ebenfalls eine besonders hohe Staatsverschuldung aufweist. Fällt eine der Referenz-Anleihen aus - wie es eben jetzt mit Griechenland der Fall ist -, wird das Wertpapier vorzeitig getilgt.
Hypo hat sich abgesichert
Die Hypo hat die Credit Linked Notes 2005 für 30 Millionen Euro an institutionelle Investoren verkauft. Emissionsstelle war die Deutsche Bank, die Papiere notieren an der Luxemburger Börse. Der Kurs lag zuletzt allerdings nur noch bei 17,5 Prozent.
Die Tilgung findet nun im Rahmen einer sogenannten physischen Abwicklung statt: Die Investoren geben der Hypo ihre Credit Linked Notes zurück und erhalten im Gegenzug von der Bank Papiere in Zusammenhang mit den oben genannten Ländern. Das Volumen - und damit die Kosten für die Hypo - legt der Calculation Agent fest. Laut Anleihebedingungen ist dabei keine Rücksicht auf die finanzielle Lage der Bank zu nehmen, die ihren Verpflichtungen voll nachkommen muss.
Was das in der Praxis heißt, bleibt abzuwarten: In den Anleihebedingungen ist vermerkt, dass der Wert der Papiere, die die Investoren im Tausch erhalten, "wahrscheinlich" (unter Umständen sogar "deutlich") geringer ist als der Nominalwert der Credit Linked Notes. Dann müsste die Hypo eigentlich sogar einen Gewinn machen, da sie eigene Verbindlichkeiten unter dem Ursprungswert zurückerwirbt. Wie zu hören ist, werden die Investoren aber Papiere im Nominalwert erhalten. Die Bank hat sich offenbar durch Gegengeschäfte abgesichert, negative Auswirkungen werden nicht erwartet. Tatsächlich dürfte sich die Hypo einiges an Zinsen ersparen, die sonst vierteljährlich bis 2015 angefallen wären: Als Zinssatz ist der 3-Monats-Euribor festgelegt, die Börse Luxemburg nannte zuletzt einen Satz von 1,232 Prozent.
Prozessstart in Klagenfurt
Noch länger zurück als die Begebung der Credit Linked Notes liegt die Emission von Vorzugsaktien der Hypo-Leasing im Jahr 2004. Wegen der Begleitumstände der Transaktion müssen sich ab heute, Dienstag, die Ex-Hypo-Vorstände Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger sowie zwei frühere Berater der Bank vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Untreue vor, alle Betroffenen bestreiten jedes Fehlverhalten vehement.