Bank fuhr 2009 Verlust von 1,581 Milliarden Euro ein. | Mitarbeiterabbau: Sozialplan bereits unter Dach und Fach. | Wien/Klagenfurt. Die schwere Krise bei der Kärntner Hypo Group Alpe Adria hat im vergangenen Jahr offenbar einen wahren Ansturm verunsicherter Kunden auf die Bank ausgelöst. Laut den am Mittwoch veröffentlichten Bilanzzahlen sind die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden - dazu zählen verschiedene Arten von Einlagen - 2009 um 1,067 Milliarden Euro auf 7,65 Milliarden Euro eingebrochen. Das entspricht einem Rückgang um 12,2 Prozent.
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Seitens der Hypo beschwichtigt man: Es sei keine "massiv hohe Frequenz von Kunden, die Gelder abgezogen haben", festgestellt worden, so eine Sprecherin der Bank. Seit Jahresbeginn würden sich die Einlagen stabil entwickeln, die Liquiditätssituation habe sich 2009 insgesamt sogar verbessert.
Massive Klumpenrisiken
Alles in allem ist die Bilanz aber jedenfalls blutrot ausgefallen. Die Hypo weist für 2009 einen Verlust von 1,581 Milliarden Euro aus. Grund dafür sind die ans Licht gekommenen Probleme im Kreditbereich, die einen massiven Vorsorgebedarf in der Bilanz ausgelöst haben. Einerseits mussten Kreditsicherheiten - wohl in erster Linie Balkan-Immobilien - abgewertet werden. Andererseits hat man offenbar massive Klumpenrisiken entdeckt. Aufgrund hoher wirtschaftlicher Unsicherheiten wollte das Hypo-Management am Mittwoch keine Gewinnprognose für das heurige Jahr abgeben.
Mittlerweile wurde der von der EU-Kommission geforderte Restrukturierungsplan in Brüssel präsentiert. Auch die Vorbereitungen für den Mitarbeiterabbau laufen auf Hochtouren: Wie Erich Clima, Betriebsratschef der Hypo-International, der "Wiener Zeitung" bestätigt, ist bereits eine diesbezügliche Betriebsvereinbarung zwischen den Arbeitnehmervertretern und der Geschäftsführung unterzeichnet worden. Eckpunkte sind die finanzielle Abfederung sozialer Härtefälle und die Einrichtung einer Arbeitsstiftung. Dort sollen gekündigte Mitarbeiter weitergebildet und bei der Job-Suche unterstützt werden.
Vom Sozialplan erfasst sind derzeit die Mitarbeiter der Hypo International in Österreich und jene der österreichischen Bank-Tochter. Clima möchte eine gleiche Betriebsvereinbarung auch für die heimische Leasing-Firma, bei der es keinen Betriebsrat gibt, erreichen. Alles in allem arbeiten hierzulande rund 1100 Mitarbeiter für die Kärntner Hypo. Wie viele von ihnen tatsächlich gehen müssen, ist laut Clima derzeit noch unklar. Der Sozialplan ist jedenfalls auf vier Jahre angelegt. Clima geht davon aus, dass es zumindest bei der Hypo-International heuer nur in Einzelfällen Kündigungen geben wird.
Weniger optimistisch ist Hypo-Österreich-Betriebsratschef Klaus Jernej, was die rund 610 Mitarbeiter in seinem Bereich betrifft. Schon ein Sanierungsplan der Ex-Konzernmutter BayernLB aus dem Vorjahr habe den Abbau von 256 Vollzeitäquivalenten bis Ende 2013 vorgesehen. Nach der neuerlichen Staatshilfe sei zu vermuten, dass der jetzige Plan noch schärfer ausfallen wird.
BayernLB leckt Wunden
Finanzielle Anreize für Mitarbeiter, von sich aus das Unternehmen zu verlassen, seien im Sozialplan kein Thema, so Jernej. Er wisse aber nicht, was die Geschäftsführung plant. So sei denkbar, dass man auf Mitarbeiter, die knapp vor der Pension stehen, zukommen könnte. Generell werde wohl auch die natürliche Fluktuation beim Job-Abbau ausgenützt werden. Mit Kündigungen rechnet Jernej dennoch bereits im heurigen Jahr.
Ihre Wunden geleckt hat am Mittwoch jedenfalls die Ex-Hypo-Eigentümerin BayernLB. Die Münchner Bank präsentierte für 2009 einen Konzernverlust von 2,619 Milliarden Euro. Die Belastungen rund um die Kärntner Hypo schlugen dabei mit 3,3 Milliarden Euro zu Buche. Nun hofft man in Bayern, einen Schlussstrich unter das Kärnten-Abenteuer gezogen zu haben.