Teil der Geschäfte vor 2018 kaum zu beenden. | Gutachten sieht für die Hypo massive Haftungsrisiken. | Experte kann kein aktives Management erkennen - dennoch hohe Gebühren. | Wien. Immer, wenn das Eigenkapital besonders knapp geworden ist, musste das frühere Management der Hypo Alpe Adria einfallsreiche Lösungen finden - was sich nun rächt. | Nach Kontenöffnung Ärger bei Ex-Hypo-Investoren | Velden geht an Italiener
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In einem geheimen Gutachten, das der "Wiener Zeitung" vorliegt, analysiert die Firma Ithuba Capital des Investmentbankers Willi Hemetsberger im Auftrag der Hypo diverse Engagements der Kärntner Bank auf der Kanalinsel Jersey. Diese hatten zum Ziel, das Eigenkapital der Hypo zu erhöhen, nun könnten sie zur teuren Falle werden.
Basel III als Problem
Ein Beispiel hierfür ist die Zweckgesellschaft Norica Investments, die die Hypo 2008 (als die Finanzkrise spürbar wurde, aber noch keine Staatshilfe absehbar war) gemeinsam mit der Großbank Credit Suisse gründete. Die Gesamtkonstruktion ist 500 Millionen Euro schwer, 255 Millionen davon kommen von der Hypo, der Rest von Credit Suisse. Da die Hypo 51 Prozent an der Gesellschaft hält, kann sie - gemäß bisherigen Bilanzierungsregeln - die gesamten 500 Millionen Euro als Eigenkapital in ihrer Bilanz anrechnen.
Der Deal dürfte mit den neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken (Basel III), die ab 2013 nach und nach in Kraft treten, jedoch gehörig an Attraktivität verlieren. Derartige Konstruktionen sind dann nicht mehr oder nur noch eingeschränkt anrechenbar.
Norica kann aufgrund der Vertragsbedingungen allerdings erst nach zehn Jahren Laufzeit aufgelöst werden. Bei einer vorzeitigen Beendigung müsste die Hypo der Credit Suisse weiterhin vereinbarte Dividenden, die laut Gutachten einer Gebühr gleichkommen, bezahlen - Kostenpunkt: 9,2 Millionen Euro pro Jahr.
Zumindest liegen die Hypo-Millionen dort aufgrund der Veranlagungsstruktur vergleichsweise sicher. Vernichtend fällt das Urteil hingegen für ein weiteres Jersey-Vehikel der Kärntner Bank aus: Ende 2005 wurde unter Beteiligung der Deutschen Bank die Firma HBInt Credit Management gegründet. Insgesamt hat die Hypo im Laufe der Zeit 408 der insgesamt 800 Millionen Euro an Kapital gestellt. Sie hält damit auch hier 51 Prozent der Anteile.
Veranlagt hat die HBInt Credit Management bisher weitestgehend in Wertpapiere, die von der Deutschen Bank vorgeschlagen und ausgegeben worden sind. In der Finanzkrise wurden strukturierte Wertpapiere von insgesamt 204,1 Millionen Euro bis zum Totalausfall gehalten. "Ein aktives Portfoliomanagement ist nicht erkennbar", so die Gutachter von Ithuba. Für Strukturierung und Platzierung zahlt die Hypo der Deutschen Bank insgesamt rund 50 Millionen Euro an Gebühren. Die Hypo kommt alleine für die Kosten auf. Dabei trägt sie auch Haftungsrisiken, falls Investments ausfallen, die nicht den Veranlagungskriterien entsprechen. Ithuba identifiziert hier 13 Positionen mit einem Gesamtnennwert von 371,1 Millionen Euro.