Minus von 2,7 Milliarden Euro: Bank sprengt bisherige Verlustrekorde im heimischen Finanzsektor.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Es ist der höchste Verlust, den eine österreichische Bank jemals eingefahren hat. Dass er bei der staatlichen Krisenbank Hypo Alpe Adria anfiel, kommt dabei nicht überraschend. Im Einzelabschluss für 2013 weist das Kärntner Institut nach vorläufigen Zahlen einen Nettoverlust von rund 2,7 Milliarden Euro aus. Im Konzernabschluss ist es unterm Strich ein Abgang von rund 1,9 Milliarden Euro, wie aus einer Aussendung der Hypo vom Donnerstag hervorgeht.
Die Bilanz für das vergangene Jahr ist zwar noch nicht ganz fertig, an den vorab gemeldeten Zahlen dürfte sich jedoch nicht mehr viel ändern. Die endgültigen Zahlen will die Hypo am kommenden Mittwoch bekanntgeben - unmittelbar im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung, in der die dann bereits testierte Jahresbilanz noch abgesegnet werden muss.
"Wir sind eine Abbaubank"
Dass es diesmal so dick kam, hat unter anderem mit massiven Abschreibungen auf das Südosteuropa-Netzwerk zu tun. "Das ist ein großer Brocken", heißt es dazu bei der Hypo. Negativ ins Gewicht fiel auch, dass die Bank tausende Leasing-Kunden in Italien entschädigen musste, weil sie ihnen über Jahre zu hohe Zinsen verrechnet hatte.
Dazu kommt, dass das Institut mit Blick auf die Staatsbeihilfen aufgrund eines wettbewerbsrechtlichen Ukas der EU gezwungen ist, seine Assets nach einem bestimmten Zeitplan zu verwerten - "egal, was dabei herauskommt", wie ein Banksprecher ergänzt. Im Regelfall sind damit unter Umständen hohe Verluste verbunden.
Deshalb heißt es in der Zentrale der Hypo - fast entschuldigend: "Wir sind eine Abbaubank." Und zu den 2013 angefallenen Horrorverlusten: "Sie entsprechen unseren Geschäftsplänen, die wir nach Brüssel geschickt haben."
Dass die Hypo überhaupt bilanzieren kann, ist nur aufgrund einer weiteren staatlichen Kapitalspritze möglich. Durch die Milliardenverluste ist das Eigenkapital der Bank unter gesetzlich vorgegebene Limits gerutscht. Mit einem Zuschuss von 750 Millionen Euro, für den die Hauptversammlung, der Bund als Alleineigentümer, am Mittwoch formell grünes Licht gab, wird das jüngste Kapitalloch nun gestopft.
Damit ist auch die Jahresbilanz für 2013 gerettet. Nach Informationen der "Wiener Zeitung" überweist die Republik Österreich die 750 Millionen Euro am heutigen Freitag. Fast noch einmal so viel Geld wird die Bank in den nächsten Monaten brauchen, um bis zum Start der geplanten Abbaugesellschaft Anfang September über die Runden zu kommen.
Letzte Bilanz als Bank
Da die Hypo in eine Abbaueinheit ohne Banklizenz und in eine Verkaufseinheit (Balkan-Banken) aufgespalten wird, ist die Bilanz 2013 ihr letzter Jahresabschluss. Nach den Vorgaben der Brüsseler Wettbewerbshüter muss der Verkauf der insgesamt fünf Südosteuropa-Töchter bis spätestens Mitte 2015 besiegelt sein ("Signing"). Zuletzt war im Finanzministerium davon die Rede, dass man noch in diesem Jahr verkaufen wolle. Jedenfalls läuft die Frist für die Abgabe verbindlicher Angebote Ende April ab. Erst kürzlich hatte die Hypo von mehr als fünf Interessenten gesprochen. Ob Offerte gelegt werden, bleibt abzuwarten.
Unterdessen hat sich im Streit um einen Hypo-U-Ausschuss im Parlament nun auch der Kärntner Landtag eingeschaltet. Der Landtag stimmte mehrheitlich für einen U-Ausschuss nach Errichtung der Abbaugesellschaft. Unabhängig davon nimmt eine von Finanzminister Michael Spindelegger initiierte Hypo-Untersuchungskommission Anfang Mai ihre Arbeit auf (die "Wiener Zeitung" berichtete). Karlheinz Kopf (ÖVP), zweiter Präsident im Nationalrat, will die Entscheidung über einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss "am liebsten" erst dann treffen, wenn die Arbeit der Kommission erledigt ist.