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Hypo ortet 11-Millionen-Schaden aus Vorzugsaktien-Rückkauf

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Heikle Zusatzvereinbarungen waren ein Fall für den Schredder.


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Wien.Die Rechnung wirkt simpel: Rund 210,9 Millionen Euro habe die Hypo-International Anfang 2009 für den Rückkauf von Vorzugsaktien aufgewendet, nur 200 Millionen Euro erhielt sie dafür von der eigentlichen Emittentin, der Hypo-Leasing, zurück. Dadurch sei der Konzernmutter ein "Differenzschaden" von rund 10,9 Millionen Euro entstanden.

Dies schreibt die Hypo in einer Schadenersatzklage, in der es eigentlich um eine frühere Vorzugsaktien-Tranche geht. Dennoch widmet sich ein Teil der Klagsschrift, die der "Wiener Zeitung" vorliegt, auch den später ausgegebenen Aktienpaketen. (Der angesprochene Differenzschaden dürfte aus einer umstrittenen Dividendenzahlung stammen.)

Laut Klage wurden ab Juli 2006 Nebenabreden mit Vorzugsaktionären der zweiten Tranche getroffen. Die Rede ist von Put-Optionen - also der Möglichkeit für den Aktionär, die Papiere an die Hypo zurückzuverkaufen - beziehungsweise von Rücknahme- und Dividendengarantien. Gemäß Klagsschrift hätten die Vorzugsaktien von der Hypo wegen der Nebenabreden nicht als Eigenkapital bilanziert werden dürfen. Von der Angelegenheit betroffene Ex-Manager weisen jeden Vorwurf zurück und betonen, dass es auf die genaue Formulierung ankomme. Allerdings hat ein Notar zahlreiche Urkunden im Nachhinein vernichtet - und war damit nicht der Einzige.

"Der Vernichtung zugeführt"

In einer Zeugeneinvernahme bestätigte Lukas Lichtner-Hoyer, Chef des Bedarfsflugunternehmens Jetalliance, für sich und seine Firma beim Kauf von Hypo-Vorzugsaktien Zusatzvereinbarungen abgeschlossen zu haben. Inhalt sei unter anderem eine Patronatserklärung seitens der Hypo-Konzernmutter und eine Verpflichtung der Hypo gewesen, eine Rückkaufsoption auszuüben. An eine Dividendengarantie oder an einen festgelegten Zeitpunkt zur Ausübung der Option könne er sich nicht erinnern.

Nachlesen kann das freilich niemand mehr: Als die Medien über die Angelegenheit berichteten, habe er seine Kopien der Zusatzvereinbarungen im Oktober 2010 "der Vernichtung zugeführt, sprich geschreddert", so Lichtner-Hoyer. Er betont jedenfalls, dass der Rückkaufspreis Anfang 2009 unter dem Aktienwert gelegen sei.

Er habe "keine Sorge" gehabt, Beweismaterial zu vernichten, so der Jetalliance-Chef auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Die Vernichtung einer privaten Urkunde sei keine strafbare Handlung, insbesondere wenn die Urkunde keine Rechtswirksamkeit mehr habe, da das Geschäft längst abwickelt worden sei. Seine Sorge habe vielmehr darin bestanden, dass Urkunden, die er der Staatsanwaltschaft vorlege, in den Medien abgedruckt werden könnten. Es sei jedenfalls kein früherer Hypo-Manager mit der Bitte an ihn herangetreten, die Vereinbarung zu vernichten.

Bekanntermaßen hat auch die Milliardärin Ingrid Flick Vorzugsaktien gekauft: "Da es sich um ein nicht börsennotiertes Wertpapier handelte, das damit illiquide war, ... verlangten wir von der Hypo-International eine Put-Option, damit dieses Investment für uns liquide wurde", so ein Vorstand der Flick-Stiftung in seiner Zeugeneinvernahme. Die Eigenmittelanrechenbarkeit bei der Hypo sei für ihn "kein Thema" gewesen. Er habe nur das Wohl der von ihm vertretenen Personen im Auge gehabt.