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Hypo-Rettung: Kärnten doch willens

Von Karl Leban

Wirtschaft

Das Land schließt finanziellen Beitrag nun nicht mehr aus. | Liquidität wird zur bangen Frage: Wie lange spielt der Markt noch mit? | Klagenfurt/Wien. Im Poker um die dringend nötige Finanzspritze für die marode Kärntner Hypo Group Alpe Adria werden die Karten aufgedeckt: "In die Sache ist nun Bewegung gekommen", heißt es aus Finanzkreisen zur "Wiener Zeitung". Das Land Kärnten, das über seine Landesholding noch mit 12,4 Prozent an der Bank beteiligt ist, schließt nicht mehr aus, sich an der rund 1,5 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung zu beteiligen. | Bundesländer in der Schuldenfalle | Regierung will mit den Ländern 3,5 Milliarden einsparen | Leitartikel: Kärntner Entgegenkommen


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Klar sei aber, dass man als zweitkleinster Eigentümer (nach den Hypo-Mitarbeitern) "keine Großkapitalisierung leisten kann", erklärte der Aufsichtsratschef der Holding, Josef Martinz, Mittwochabend nach einer Sitzung des Kontrollgremiums. Zum Ausmaß machte der ÖVP-Landespolitiker keine Angaben. Dafür gelte es, weitere Entwicklungen sowie die Verhandlungen zwischen dem Bund und der BayernLB, der Zwei-Drittel-Eigentümerin der Hypo, abzuwarten.

Schon heute, Donnerstag, sollten im Hypo-Aufsichtsrat in München die Würfel fallen, wie das Institut gerettet und weitergeführt wird. Die morgen, Freitag, in Klagenfurt angesetzte Hauptversammlung, die das Notpaket durchwinken müsste, wäre dann nur noch Formsache. Was auch von der BayernLB nicht bestritten wird.

Dass die Republik bei der Rettung letztlich doch einspringen wird (von Kärnten wäre nur ein kleiner Beitrag zu erwarten), wird in Österreichs Finanzbranche unterdessen als sehr wahrscheinlich eingeschätzt: "Auf Bundesebene steht man einer Hilfe nicht mehr so fundamental ablehnend gegenüber." Seit Montag soll dem Finanzministerium das zuvor vehement eingeforderte Zukunftskonzept für die Hypo auf dem Tisch liegen. Auf Basis dieses Papiers verhandelt München mit Wien nun über eine Auffanglösung.

Pröll gesprächsbereit

Dem Vernehmen nach war eine hochrangige Delegation der staatlichen BayernLB erst am Dienstag zu persönlichen Gesprächen in Wien. Finanzminister Josef Pröll, vom Urlaub auf Mauritius wieder heimgekehrt, signalisierte am Mittwoch jedenfalls Gesprächsbereitschaft auch in Richtung seines bayrischen Ressortkollegen Georg Fahrenschon. Gleichzeitig betonte Pröll aber einmal mehr: "Es kann keine Unterstützung des Bundes ohne Vorleistung der Eigentümer geben." Kärnten dürfte sich das nun zu Herzen genommen haben.

Wie berichtet, ist die Hypo durch milliardenschwere Abschreibungen auf Kredite - vor allem am Balkan - in bedrohliche Schieflage geraten. Für heuer erwartet das Management einen Verlust von deutlich mehr als einer Milliarde Euro.

Bleibt die bitter notwendige Rekapitalisierung aus, wäre dies das Aus für das 1896 gegründete Klagenfurter Institut. Die Bankenaufsicht müsste dann Anfang Jänner - weil das gesetzliche Minimum für das Eigenkapital nicht mehr erfüllt wäre - einen Regierungskommissär einsetzen, der die Bank liquidiert. Das ist freilich nur theoretisch, zumal weder die BayernLB noch der Bund die Hypo Alpe-Adria diesem Schicksal auch tatsächlich preisgeben wollen.

Die "Deadline" dafür, wie die Hypo ihre Kapitalnot beseitigt, läuft demnach rein aufsichtsrechtlich mit Ende des Jahres aus. Denn die kapitalmindernden Abschreibungen von 1,4 bis 1,7 Milliarden Euro müssen für die Bilanz erst zum 31. Dezember vorgenommen werden. Daher ist es auch gut möglich, dass die Gespräche der der BayernLB mit der Republik über den 11. Dezember, den Tag der Hauptversammlung hinaus andauern (sollte bis dahin keine fixe Lösung gefunden sein).

Die Frage ist nur, ob der Markt da mitspielt. Für eine Bank wird es nämlich immer dann brandgefährlich, wenn es um die Liquidität geht. Und ob die hält, ist bei der Hypo vor allem von ausländischen Geldhäusern als Kreditgeber abhängig, heißt es aus Kreisen der Wiener Finanzszene.

Daneben stellt sich auch die Frage, wie lange die Sparer an der Stange gehalten werden können, ohne dass sie die Schalter stürmen. In Österreich, wo die Hypo im Gegensatz zu Südosteuropa nur als Regionalbank tätig ist, verfügt sie über Spareinlagen von 1,3 Milliarden Euro. Finanzminister Pröll hat bereits deponiert: "Wir lassen sicher keinen Sparer im Regen stehen."

Wer lässt Geld fließen?

Das äußerst unwahrscheinliche Szenario für die Hypo: Kommt wider Erwarten kein Rettungsplan zustande, hieße das am Ende des Tages Zwangsverstaatlichung. Am wahrscheinlichsten ist jetzt, dass die BayernLB mit einer Milliarde Euro den größten Teil der Finanzhilfe schultert, während sich der Bund und das Land Kärnten (womöglich auch die Hypo-Miteigentümerin Grazer Wechselseitige) die restlichen 500 Millionen teilen.

Derweil fördern bayrische Parlamentarier weitere brisante Details rund um den 2007 erfolgten Kauf der Hypo durch die BayernLB zutage. In der CSU ist davon die Rede, dass der ehemalige BayernLB-Chef Werner Schmidt nach seinem Ausscheiden aus der landeseigenen Bank 50.000 Euro Beraterhonorar von der Hypo bekommen haben soll.

Der ranghohe CSU-Politiker Ernst Weidenbusch, der in der Landesbank-Kommission den Vorsitz führt, ortet Ungeheuerlichkeiten: "Trifft das zu, ist das ein starkes Indiz dafür, dass Schmidt und Berlin (der frühere Hypo-Großinvestor und -Vorstandschef, Anm.) mehr als Geschäftspartner waren."