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Hypo-Skandal zieht Kreise bis in Wiener Finanzwelt

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

VCP-Gründer Pecina investierte für zwei Stiftungen in Hypo-Vorzugsaktien. | Münchner Justiz stellt Ermittlungen gegen Tilo Berlin teilweise ein.


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Wien. Wer geglaubt hatte, die hinterfragenswerten Vorgänge bei der Hypo Group Alpe Adria würden sich nur auf Kärnten und einige Balkanstaaten beziehen, irrt. Eine vor kurzem eingebrachte Schadenersatzklage der Bank zieht nun Kreise bis in die Wiener Finanzwelt.

Die Hypo stellt - wie am Wochenende online berichtet - wegen einer Kapitalerhöhung im Jahr 2004 Ansprüche von insgesamt 48 Millionen Euro. Betroffen von der Klage sind nicht nur drei Ex-Vorstände der Bank und zwei ihrer Kärntner Berater beziehungsweise Geschäftspartner (und mehrere Firmen in deren Umfeld), sondern auch zwei Stiftungen mit Sitz in Wien - und prominenten Verbindungen.

Als die Hypo seinerzeit Vorzugsaktien von insgesamt 100 Millionen Euro verkaufte, finanzierten sieben der zehn Aktionäre ihr Investment indirekt - und zwar via Liechtenstein - durch einen Hypo-Kredit. Insgesamt kam die Bank für ein Volumen von 94,5 Millionen Euro praktisch selbst auf. Diese Konstruktion musste 2007 auf Druck der Aufsichtsbehörden beendet werden.

15 Millionen investiert

Zu den Vorzugsaktionären zählten auch die Privatstiftung Annagasse mit einem Investment von 10 Millionen Euro und die Collegia Privatstiftung mit 5 Millionen Euro. Beide stehen im Einflussbereich des Investmentbankers Heinrich Pecina.

Pecina ist Gründer und Senior Partner der Investment- und Beratungsfirma Vienna Capital Partners (VCP). Diese hat laut "Standard" die Hypo wiederholt beraten. Informationen der "Wiener Zeitung" zufolge trat VCP auch rund um die Wandelanleihe der Kärntner Landesholding im Jahr 2005 in Erscheinung. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist die Firma durch das zeitweilige Engagement von Ernst Strasser - nach dessen Tätigkeit als Innenminister. Pecina ist sowohl bei der Privatstiftung Annagasse als auch bei der Collegia Privatstiftung Vorsitzender des Stiftungsvorstands, bei Collegia ist er zudem maßgeblicher Stifter. Letztere Rolle hat bei der Stiftung Annagasse die Firma VCC - eine Tochter von VCP - inne. Beide Stiftungen teilen sich mit VCP eine Adresse in der Wiener Innenstadt.

Pecina wollte am Montag keinen Kommentar zur Schadenersatzklage abgeben. Er wisse noch gar nichts davon. Informationen der "Wiener Zeitung" zufolge fordert die Hypo von den Beklagten 17 Millionen Euro aus Dividenden und 20 Millionen Euro aus faulen Krediten zurück, die durch die erhöhte Eigenkapitaldecke vergeben wurden. Darüber hinaus sollen die Beklagten gegebenenfalls für künftige Schäden von bis zu 11 Millionen Euro aufkommen - etwa, wenn die Finanzmarktaufsicht Strafzinsen verhängt. Alle Betroffenen haben in Vergangenheit jedes Fehlverhalten bestritten - mehrere Privatgutachten untermauern ihre Position. Ex-Hypo-Vorstand Josef Kircher zeigte sich aktuell "erstaunt". Die Staatsanwaltschaft habe strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn in dieser Causa kürzlich eingestellt.

Sponsoring im Fokus

Ebenfalls eingestellt hat die Staatsanwaltschaft München Ermittlungen gegen Ex-Hypo-Chef Tilo Berlin in Zusammenhang mit Untreue-Vorwürfen rund um den Kauf der Hypo-Mehrheit durch die BayernLB im Jahr 2007. Dies war erwartet worden, die "Wiener Zeitung" berichtete. Nicht eingestellt wurden jedoch Erhebungen gegen Berlin bezüglich eines skandalumwitterten Sponsorings der Bayern via Hypo für den Fußballklub SK Austria Kärnten.