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Hypo stellt Millionen-Forderungen

Von Stefan Melichar

Wirtschaft
Den früheren Chefs der Kärntner Bank flattert bald unliebsame Post ins Haus. Foto: ap

Klagen gegen ehemalige Vorstände noch im September. | U-Ausschuss befragt ab Oktober weitere Zeugen. | Wien/Klagenfurt. Insgesamt will sich die Kärntner Hypo einen "guten dreistelligen Millionenbetrag" durch Schadenersatzforderungen zurückholen - die Bank ist schließlich unter hinterfragenswerten Umständen beinahe zusammengebrochen. Zwar hat das Institut gegen die ehemalige Top-Führungsriege rund um Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer noch keine diesbezüglichen Klagen eingebracht. Gegen Ex-Manager der mittleren Konzernebene sind - wie die "Wiener Zeitung" erfahren hat - jedoch bereits umfangreiche Millionen-Forderungen gerichtsanhängig.


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Laut Martin Reiter vom Landesgericht Klagenfurt wirft die Hypo einer ehemals führenden Mitarbeiterin der konzerneigenen Leasing-Sparte (Name der Redaktion bekannt) vor, einen Schaden von 18 Millionen Euro verursacht zu haben. Offenbar macht die Bank sie für Kreditvergaben und Leasing-Geschäfte verantwortlich, die mittlerweile zu hohen Verlusten geführt haben. Ein ähnlicher Fall betrifft - Reiter zufolge - einen anderen Ex-Manager der Hypo Leasing (Name ebenfalls der Redaktion bekannt). Hier mache die Bank Forderungen von einer Million Euro geltend.

Nur erster Schritt

Wie Reiter erklärt, handelt es sich dabei jedoch nicht um "aktive" Schadenersatzklagen, sondern um "Gegenforderungen" im Rahmen von Arbeitsrechtsprozessen. Die Ex-Mitarbeiter würden - nach einer einvernehmlichen Auflösung ihres Arbeitsverhältnisses - nun vereinbarte Abfertigungen einklagen. Im Gegenzug wirft ihnen die Bank vor, hohe Schäden verursacht zu haben.

Zwar sind im ersten Schritt hier noch keine Millionen zu holen, da die Gegenforderung maximal bis zur Höhe der eingeklagten Abfertigung angerechnet wird - konkret wären das 180.000 beziehungsweise 100.000 Euro, die die Hypo nicht bezahlen müsste. Einerseits gibt es jedoch eine abschreckende Wirkung, und andererseits handelt sich dabei auch um einen Probelauf, nach dem die Bank dann entscheiden kann, ob eine richtige Schadenersatzklage erfolgversprechend ist oder nicht. Dies hat - aus Sicht des Kreditinstituts - insofern Charme, als sich die Hypo beim Einbringen bloßer Gegenforderungen die sogenannte Pauschalgebühr spart, die bei aktiven Klagen zu berappen wäre. Die Gebühr bemisst sich am eingeklagten Betrag und würde bei Fällen dieser Größenordnung laut Reiter sechsstellige ausfallen.

Durchaus möglich ist, dass es neben den beiden genannten Fällen weitere Gegenforderungen der Hypo gibt. Seitens der Bank wollte man am Dienstag, mit dem Verweis auf laufende Verfahren, keinen Kommentar dazu abgeben.

Was Klagen gegen Kulterer & Co anbelangt, dürfte es noch im September ernst werden. Laut dem Magazin "News" will die Hypo vorerst mehr als 10 Millionen Euro geltend machen. Betroffen sind wohl zunächst fünf ehemalige Top-Manager der Bank. Letztere will keine Details kommentieren, bestätigte jedoch, mit den Klagen "im Zeitrahmen" zu liegen.

Heikle Haider-Ladung

Indes hat der Kärntner Hypo-U-Ausschuss seine Tätigkeit nach der Sommerpause wieder aufgenommen. Im Rahmen einer nichtöffentlichen Sitzung wurde am Dienstag beschlossen, von Oktober bis Anfang Dezember weitere Zeugen zu befragen. Eine genaue Zeugenliste gibt es noch nicht. Wie im Februar angekündigt, will der Grüne Ausschuss-Chef Rolf Holub auch Claudia Haider, die Witwe des ehemaligen Landeshauptmanns, vorladen. Dagegen gibt es aber Vorbehalte der Freiheitlichen.