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Hypo verkauft Projekt Skiper

Von Stefan Melichar

Wirtschaft
Das 5-Sterne-Hotel des Resorts wurde Anfang April „mängelfrei” an den Betreiber Kempinski übergeben.

Kostenexplosion und Baumängel vor Verstaatlichung. | Bank dürfte auf Millionenverlust sitzenbleiben. | Hypo-Ermittler überlegen weitere rechtliche Schritte.


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Savudrija/Wien.Ende 2009 konnte das - damals bereits 230 Millionen Euro schwere - Skandalprojekt nur knapp vor der Insolvenz bewahrt werden. Nun glaubt man bei der Kärntner Hypo, in Bezug auf die kroatische Luxus-Tourismusanlage Rezidencija Skiper - eines der größten Sorgenkinder der Bank - Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Aus Bankkreisen ist zu hören, dass Ende Juli die Interessentensuche voll anlaufen soll. Das Projekt werde entweder als Ganzes verkauft oder in seine Einzelteile aufgesplittet. Konkret besteht die - in Istrien an der Adria-Küste gelegene - Anlage aus einem 5-Sterne-Hotel mit 186 Zimmern, 22 Luxusvillen, 4 Appartmentgebäuden mit insgesamt 20 Appartements, einem Golfplatz und einem Kongresszentrum. Aus einer ersten Bauphase kommen noch 61 Appartements und 6 Villen dazu.

Von Letzteren waren - laut internen Unterlagen, die der „Wiener Zeitung” vorliegen - im Jänner 2011 31 Appartements und 3 Villen verkauft Vor allem bei den in den späteren Bauphasen errichteten Objekten ist es - einem Statusbericht der Bank aus dem Herbst 2009 zufolge - jedoch zu massiven Mängeln und Baukostenüberschreitungen gekommen.

Beim Start im Jahr 2002 sei das Gesamtvolumen des - per Hypo-Kredit finanzierten - Projekts mit rund 100 Millionen Euro veranschlagt worden, schreiben die bankinternen Experten. Bis zur - um mehr als ein Jahr verspäteten - Eröffnung des Hotels Anfang August 2009 seien die Kosten jedoch auf die - eingangs erwähnten - rund 230 Millionen Euro explodiert.

Teure Änderungen

Dem ursprünglichen Projektverantwortlichen, einem slowenischstämmigen Geschäftsmann, wird vorgeworfen, immer wieder - schlecht dokumentierte - Planungsänderungen vorgenommen zu haben. Der Betroffene hielt zunächst 75 Prozent der Anteile, die Hypo 25 Prozent. Nachdem die Situation eskaliert war, trat der Geschäftsmann seine Anteile jedoch an den slowenischen Baukonzern Vegrad ab - worauf sich die Probleme noch verschärften..

Vegrad war nämlich auch als Generalunternehmerin für den Bau von Skiper verantwortlich. Mit der Zustimmung der damaligen Hypo-Führung zum Eigentümerwechsel ließ sich die Bank sehenden Auges darauf ein, dass der Mehrheitseigner Vegrad die Baufirma Vegrad bei der Errichtung der Anlage kontrollieren sollte.

Auch, weil man zumindest das Hotel rasch eröffnen wollte, häuften sich die Baumängel. Appartements und Villen seien innen „weitgehend noch im Rohbau” geblieben, schrieben die Experten der Hypo Ende 2009. Sämtliche Außenpools der Villen wären unfertig gewesen. Es gebe „Wassereintritte in fast allen Bereichen der Anlage”. Im Endeffekt wären „weder die Villen, noch die Residenzen, noch das Hotelprojekt baulich abgeschlossen”. Unverständlicherweise wurde die Bauleistung seitens der Geschäftsführung vor Ort dennoch als fertig abgenommen.

Weitere Investitionen

Nach der Notverstaatlichung der Bank Ende 2009 hat die Hypo 100 Prozent der Skiper-Anteile übernommen und Millionenbeträge in die Sanierung investiert. Anfang April sei das Hotel mängelfrei an den Betreiber Kempinski übergeben worden, ist zu hören. Sämtliche Mängel im Kongresszentrum, im Golfclubhaus, bei den Villen und bei den Luxusappartements wären behoben worden. Demnächst soll ein Vorführappartement fertig sein, um den Verkauf richtig in Gang zu bringen.

Fest steht, dass die Bank auf einem deutlichen Verlust sitzen bleiben wird: In detaillierten Planrechnungen von Herbst 2009, die der „Wiener Zeitung” vorliegen, ist - selbst im günstigsten Fall - von einem höheren zweistelligen Millionenbetrag die Rede. Da das Skiper-Engagement bereits massiv wertberichtigt wurde, ist das möglicherweise bereits eingepreist.

Dieser Tage hat es jedenfalls eine Begehung durch führende Mitglieder der Ermittlergruppe CSI-Hypo gegeben: Diese prüft weitere rechtliche Schritte in Zusammenhang mit Skiper und Vegrad. Der Baukonzern schlitterte übrigens im August 2010 in die Insolvenz.