Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Auf der Habenseite für viele Journalisten dürfte am Montag gestanden sein: nicht CNN-Reporter in Atlantic City zu sein. Der arme Mann stand knietief im Wasser, Sturmgetöse verschluckte seine Worte, aber für den Katastrophenreporter von Welt gilt nun mal: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Tonqualität. Auch dem ORF-Korrespondenten in Washington triefte es in die Augen und offenbar auch in die bemikrofonten Ohren, weshalb die Verbindung bald einmal flöten ging. Macht nichts, bei solchen Nachrichten zählen eh die Bilder. Und so überboten sich die Nachrichtensender mit wacker "Sandy" trotzenden Mitarbeitern im bunten Ölzeug. CNN zeigte sich selbstreflexiv und brachte einen Beitrag darüber, warum Sender ihre Reporter in Lebensgefahr bringen. Danach berichtete ein CNN-Reporter live unter einem bedrohlich eingeknickten Kran.
Auf ATV hingegen ging es hernach um einen anderen Sturm. Dem, zu dem man nicht Prost sagen darf: Die ATV-Reportage widmete sich Kellergassenfesten. Endlich einmal wieder eine Gelegenheit für den Privatsender, Betrunkene zu filmen. Die Sendung begleitete zum Beispiel Andi, von seinem Freund beschrieben als "netter Kerl, aber manchmal hat er halt vü Durscht". Am Ende war Andi, seinen wackligen Augen und seiner behäbigen Zunge deutlich anzumerken, dass er seinem Ziel, 30 Spritzer zu trinken, erschöpfend nahe gekommen ist. Irgendwo fiel noch das Wort "Schenkelspreizer" und einer rief "I wü an Sturm". So unterschiedlich kann es auf der Welt zugehen.