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Ich bin es nicht, nur mein Gesicht

Von Gregor Kucera

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Nun ist es also so weit. Das Zeitalter der gefälschten Videos ist endgültig angebrochen. Musste man sich bisher schon mit Falschmeldungen dubioser Websites herumschlagen und konnte keinem Bild mehr blind vertrauen, sind nun die Videos an der Reihe. Zwei Branchen sind diesmal Vorreiter: die Erwachsenenunterhaltung sowie die Werbe- und Filmbranche.

Bruce Willis ist eine der ersten Hollywood-Größen, die ihr Angesicht für Deepfake-Videos und Bilder lizenzieren. Er wirbt für einen russischen Mobilfunknetzbetreiber, ohne dafür vor die Kamera getreten zu sein. Ein Körperdouble bekommt Willis’ Gesicht aufgesetzt (Face-Swapping nennt sich das). Die Idee stammt von der Werbeagentur Instinct, die zur BBDO-Gruppe gehört. Und dort ist man der Meinung, lizenzierte Deepfakes Prominenter seien die Zukunft des Werbefilms. Pandemiebedingte Reiseeinschränkungen fallen weg, Produktionen werden insgesamt billiger, weil man keinen Star einfliegen muss.

Neben dem Überfluss an Filmen und Serien mit nie mehr alternden Stars können und werden Gesichter von Prominenten, aber auch von ganz gewöhnlichen Menschen, deren Antlitz auf Videomaterial im Internet verfügbar ist, in Pornofilme integriert werden. Und dies ohne deren Einverständnis. Wie man den Fake erkennt, das ist die große Herausforderung - etwa wenn es um Politikeraussagen geht. Noch geht es relativ einfach, die Fälschungen zu erkennen, aber Maschinen lernen leider schnell.