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"Ich bin ja kein Beilagen-Esser in dem Sinn"

Von Christian Rösner

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Christian Rösner ist Leiter des Wien Ressorts.
© © Stefan Joham

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"Ich bin ja kein Beilagen-Esser in dem Sinn", hat Josef Hader einst in dem Film "Indien" gesagt - und damit wohl so manchem Wiener aus der Seele gesprochen. Und das ist ja auch nicht weiter schlimm, zumindest für einen bekennenden Fleischesser, wie ich es bin: Ich esse nämlich auch gerne einmal die Fettschwarte von einem guten Stück Fleisch - egal ob vom Rind, Schwein oder Schaf. Und ich war schon einmal beim Schlachten und Ausnehmen der Tiere dabei. Dass die Kuh auf der Weide oder das Schwein im Stall etwas mit den Schnitzeln auf unseren Tellern zu tun haben, ist nämlich nur wenigen bewusst.

Dass viele Kinder glauben, Schokolade kommt aus der lila Kuh und Fleisch aus dem Kühlregal, ist passé. Mittlerweile kommt die Schokolade aus der Heumilch, und fast jedes Stück Fleisch hat schon ein Pickerl mit seiner Absenderadresse. Aber der Bezug zum Tier fehlt immer noch: Viele Menschen können ihr Gulasch nicht mehr essen, wenn sie davor selbst das Fleisch schneiden mussten. Und wenn man ihnen erzählt, dass eine Blunzn nichts anderes ist als gestocktes Blut in Tierdarm gepresst, dann werden sie womöglich auch sehr schnell zu Beilagen-Essern - obwohl sie ansonsten gerne Blunzngröstl & Co essen. Für sie ist es aber wichtig zu wissen, woher das Fleisch kommt und ob es "bio" ist. Das ist immerhin ein Fortschritt - sogar in der Fastenzeit.