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"Ich bin kein Ja-Sager"

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Silvia Fuhrmann gibt überraschend ihre Funktion ab. | Kurz "will nicht junges Gesicht für alte Ideen sein". | Wien. Die Überraschung war groß, als am Sonntagabend durchdrang, dass Silvia Fuhrmann die Führung der Jungen ÖVP schon jetzt an den Obmann der Wiener JVP, Sebastian Kurz, abgibt. Nach der Nationalratswahl 2008 hatte sie noch angekündigt, bis 2010 bleiben zu wollen. Nach acht Jahren an der JVP-Spitze sei es Zeit, "die Funktion in jüngere Hände zu legen", erklärte die 27-jährige Burgenländerin am Montag.


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Sie habe sich "immer als Anwältin der Jungen gesehen", so Fuhrmann. Als solche könne sie "zufrieden Bilanz legen", etwa über die Herabsetzung des Wahlalters oder die Verkürzung des Präsenzdienstes.

Am Sonntagabend wurde Kurz durch die Bundesleitung der JVP zu Fuhrmanns Nachfolger gekürt. Nur die Vorarlberger Landesgruppe enthielt sich. Die Amtsübergabe findet am 27. Juni statt. Im Interview mit der "Wiener Zeitung" spricht Kurz über seine Pläne.

"Wiener Zeitung": Was bewegt einen jungen Menschen dazu, in die Politik zu gehen und viel Zeit und Energie zu opfern? Sebastian Kurz: Bei mir war es einfach der Wille, etwas zu verändern und mitzureden.

Sie stehen am Anfang Ihrer politischen Laufbahn. Wo sehen Sie sich eines Tages?

Nicht als Berufspolitiker. Derzeit macht es mir Spaß, Interessenvertreter junger Menschen zu sein. Das heißt aber nicht, dass mir in zehn Jahren eine andere politische Funktion ebenfalls Spaß machen müsste.

Wie werden Sie ihre Obmannschaft anlegen?

Ich werde viel in den Ländern unterwegs sein. Wir haben viele Funktionäre, die direkt bei den jungen Leuten sind. Die wissen auch, wie regional unterschiedlich die Bedürfnisse sind. Ich werde diese Personen als Antennen nutzen, Ideen einfangen und diese dann nach außen tragen.

Sie fordern für die Schule ein grundlegend neues Konzept. Wie könnte das aussehen?

Es kommt darauf an, dass man nicht die einzelnen Schulpartner gegeneinander ausspielt. Es geht um ein Miteinander von Ministerin, Lehrern, Eltern und Schülern.

Das ist aber keine Reform.

Was die Reform angeht, kann man viel in der Verwaltung einsparen. Ich sehe keinen Bedarf für Landesschulräte oder Bezirksschulinspektoren. Das sind parteipolitische Relikte aus der Proporzzeit. Zweitens sollte man die Schulautonomie fördern. Ein Direktor sollte ein Schulmanager sein, der sich seine Lehrer selbst aussuchen kann. Ich kann mir auch eine Zentralmatura vorstellen, wenn es einheitliche Bildungsstandards und es keine Nivellierung nach unten gibt. Was wir nicht brauchen, sind Versuche und Experimente.

Damit meinen Sie die Neue Mittelschule.

Zum Beispiel, ja. Davon halte ich nicht viel.

Sie sagen, Sie wollen in der ÖVP nicht das junge Gesicht für alte Ideen sein. Sind Sie ein "junger Wilder", der mehr Widerstand gegen die Partei leisten wird?

Mir geht es nicht darum, Widerstand zu leisten, nur um wild zu sein. Was ich nicht bin und niemals sein werde, ist ein Ja-Sager. Wenn es Kritikpotenzial gibt, werde ich kritisieren, egal ob Bundespartei, Regierung oder sonst wen.

Sie bleiben Wiener JVP-Chef. Werden Sie bei der Wien-Wahl kandidieren?

Ich werde mich ins Rennen werfen und HC Strache die Jugend nicht kampflos überlassen.

Wie erklären Sie sich als junger Mensch den regen Zulauf von Jungen zur FPÖ?

Die Zielgruppe der Jungen wurde von den Großparteien bei den letzten Wahlen nicht ausreichend berücksichtigt. Darum wenden sich immer mehr Junge der FPÖ zu.

Werden Sie vom Wiener ÖVP-Chef Johannes Hahn einen Fixplatz erhalten?

Das erhoffen und erwarten wir uns.

Zur PersonSebastian Kurz (22) - aufgewachsen in Wien-Meidling - ist seit 2003 Mitglied und seit März 2008 Landesobmann der Wiener JVP. Bei der Nationalratswahl 2008 kandidierte der Jusstudent auf dem zehnten Listenplatz in Wien.