Bucher will nicht "reißerisch" agieren. | BZÖ tritt fix in Oberösterreich an. | "Verstehe mich mit Strache", aber keine Fusion mit FPÖ. | "Wiener Zeitung": Als Nachfolger Jörg Haiders treten Sie ein schweres Erbe an. Wie werden Sie es anlegen?
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Josef Bucher: Jörg Haider bleibt eine Ausnahmeerscheinung in der österreichischen Politgeschichte, der zwar große Spuren hinterlässt, aber das sind seine Spuren. Ich gehe einen eigenständigen Weg mit einem eigenständigen Stil, den Jörg Haider kannte und akzeptierte. Er hat mich wohl in dem Wissen zum Klubchef gemacht, dass ich derjenige bin, der an der Spitze gewünscht wird.
Wie wollen Sie sich konkret von Haider unterscheiden?
Haider ist nicht kopierbar, er hat auch in seiner Darstellungskunst einen eigenen Weg beschritten. Ich bin der pragmatische, sachliche und ruhige Politiker. Ich fuhrwerke nicht zu sehr mit der Oppositionskeule, sondern mache alternative Sachpolitik zur Regierung.
Das BZÖ ist in Kärnten zwar sehr stark, in den anderen Ländern aber kaum existent.
Es ist richtig, dass wir in Kärnten eine Volkspartei geworden sind. Aufgrund unserer jungen Parteigeschichte verfügen wir in den anderen Ländern noch über kleinere Strukturen - mit Ausnahme der Steiermark und Oberösterreichs. Wir sorgen gerade dafür, dass hier die Aufbauarbeit zügig vorangeht. Das ist in den nächsten Jahren der Schwerpunkt, aber es braucht Zeit und Geduld.
Zur Steiermark: Vor dem Vorstand gab es eine Debatte über eine Gegenkandidatur des steirischen Landeschefs Gerald Grosz. Uwe Scheuch sprach von "Aufstand der Knöpfe". Wie ist das Verhältnis zwischen Kärntnern und Nicht-Kärntnern im BZÖ?
Ich schätze Grosz sehr, weil er in der Steiermark wertvolle Arbeit macht und eine große politische Hoffnung ist. Bei meiner Bestellung zum Klubchef sagte er: "Du musst der nächste Parteiobmann werden, es gibt keine andere Alternative."
Noch einmal: Wie geht es Ihnen etwa mit Peter Westenthaler, der Grosz unterstützte?
Am Donnerstag war nur Unterstützung da. Wenn es Unstimmigkeiten gibt, dann sind das persönliche Dinge, die dann und wann zum Ausdruck kommen. Aber das wird nie in meinem Umfeld ausgetragen und ist für mich nicht spürbar.
Wenn Sie schon länger als logischer Nachfolger gelten: Wie verhält es sich mit Uwe Scheuch? Sitzt der wirklich starke Mann in Kärnten?
Wir sind beide durch die Schule Jörg Haiders gegangen. Scheuch früher und intensiver als ich, weil ich immer wieder auf die Bremse gestiegen bin, auch wenn Haider meinte, ich sollte in die Offensive gehen. Scheuchs Weg war ein viel offensiverer. Unsere Freundschaft ist aber so gefestigt, dass da in Zukunft kein Konflikt entstehen kann.
Heuer wählen noch Vorarlberg und Oberösterreich - wird das BZÖ kandidieren?
Wir werden in Oberösterreich sicher antreten, weil wir dort über die erforderlichen Strukturen verfügen. Es ist jeder Wahlgang eine finanzielle Herausforderung. Die Kandidaten sind das geringste Problem: Vor allem in Oberösterreich hat Ursula Haubner enorme Erfolgschancen. Was die anderen Wahlgänge betrifft, werden wir das noch beraten.
Apropos Haubner: Sie ist eine der ganz wenigen Frauen im BZÖ. Wie wollen Sie die Frauen stärken?
Eine weibliche Stellvertreterin wird es mit Bestimmtheit geben. Da haben wir ein Defizit, an dem ich persönlich arbeiten werde. Die Frauen haben im BZÖ eine große Zukunft.
Wird Ihre Stellvertreterin vielleicht Haubner heißen - oder gar Claudia Haider?
Über die Stellvertreter spreche ich am Parteitag.
Anders gefragt: Gibt es eine Zukunft für Claudia Haider im BZÖ?
Das müssen Sie sie fragen. Ich bin ihr auf jeden Fall freundschaftlich verbunden, und sie bestärkt mich auch - fast täglich.
Die Wien-Wahl findet spätestens im Herbst 2010 statt. 2005 hatte das BZÖ weniger Stimmen als die KPÖ. Zudem ist hier die FPÖ sehr stark. . .
Stimmt, das ist für uns eine schwierige Situation. Ich baue darauf, dass Herbert Scheibner in Wien eine stärkere Rolle übernimmt. Ich hoffe und ich weiß, dass er die richtigen Entscheidungen trifft.
Wird es eine Programmdiskussion im BZÖ geben?
Es wird eine präzisere Programmformulierung geben. Ich bin kein Überschriften-Politiker, der sich von reißerischen Aussagen leiten lässt. Es wird kontinuierlich der Weg verfolgt, den uns Jörg Haider ausgeleuchtet hat. Wir werden eine moderne Mittelstandspartei mit dem Zuschnitt einer FDP in Deutschland sein, die nicht von links, sondern von rechts kommt, mit einer starken heimatbezogenen Komponente.
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache macht immer wieder Angebote Richtung BZÖ. Wie ist Ihr Verhältnis zur FPÖ?
Ich mache kein Hehl daraus, dass ich mich mit Strache konstruktiv verstehe. Ein Zusammengehen ist derzeit überhaupt keine Diskussion - ich glaube, das ist ihm völlig bewusst. Im Gegenteil: Wir haben in unserem Gespräch die übereinstimmende Auffassung gefunden, dass wir grundsätzlich gar nicht mehr zusammenpassen. Das BZÖ entwickelt sich von der radikalen Ansicht der FPÖ weg, hin zu einer leistungsorientierten, konstruktiven Partei.