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"Ich bin keine Krisenfeuerwehr"

Von Christian Mayr

Politik

Aichinger will jüngere Bezirkschefs und Sebastian Kurz als künftigen Obmann in Wien.


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"Wiener Zeitung":

Fritz Aichinger: Neu an der Spitze des VP-Rathausklubs.
© © www.diguz.at; / Gudrun Krieger

Für den Posten als Klubobmann geben Sie alle Funktionen auf - unter anderem den Job als Handelsobmann. Da muss man fast fragen, ob Sie noch bei Trost sind. Einige Ihrer Parteifreunde sind zuletzt so schnell wie möglich aus Wien verschwunden.

Fritz Aichinger: Ich weiß ganz genau, was ich mache. Und ich selbst habe mich um den Posten des Klubobmanns beworben. Selbst wenn die Funktion in der Wirtschaftskammer vereinbar gewesen wäre, ist es für mich schwierig, zweigleisig zu fahren.

Das heißt, die Wiener ÖVP fordert all Ihre Energie?

Sie fordert sie nicht, ich will sie zur Verfügung stellen. Wir sind zwar jetzt eine kleinere Mannschaft, aber mir ist wichtig, künftig alle 23 Klubobleute aus den Bezirken einzubinden. Ich verbreitere mir also die Basis.

Sie sind so lange politisch tätig. Haben Sie sich je gedacht, dass Sie einmal Krisenfeuerwehr spielen?Das ist doch keine Krisenfeuerwehr. Ich bin ja schon seit sechs Jahren stellvertretender Klubobmann. Die Gründe des Rücktritts der Parteichefin und Klubobfrau will ich gar nicht kommentieren, weil ich nur nach vorne schaue.

Hat Christine Marek nicht viel zu früh aufgegeben?

Es ist müßig das zu diskutieren. Sie hat für sich einen Schlussstrich gezogen.

Wird man es Ihnen danken, dass Sie nun so viel aufgeben?

Das habe ich mir auch überlegt. Aber Dankbarkeit ist keine politische Kategorie. Mein Ziel ist, dass in den verbleibenden vier Jahren die Truppe wieder mit Freude und Energie arbeitet. Und es ist bereits ein Ruck durch die Mannschaft gegangen.

Abgesehen von der jungen Josefstädter Bezirkschefin ist Ursula Stenzel die jüngste ÖVP-Bezirksvorsteherin. Wurde da der Generationenwechsel verabsäumt?

Mir ist diese Altersstruktur durchaus bewusst - da wird es sicher Gespräche geben müssen, da haben wir Handlungsbedarf. Wenn wir wieder konsequent Junge fördern, wird auch dort ein Umdenken passieren. Aber das ist jetzt kein Aufruf zum Rücktritt.

Sie selber sind auch schon 65!

Darum werde ich in vier Jahren auch aufhören. Dann lege ich mich in den Garten und werde Radieschen pflanzen (lacht).

Was halten Sie von Sebastian Kurz als künftigen VP-Obmann in Wien?

Na selbstverständlich. Aber was ist "künftig"? Da muss ich schon dazu sagen, dass man das sehr gut überlegen muss und ihm eine Entwicklungschance geben muss. Er hat seine Aufgabe als Integrationsstaatssekretär bisher ja exzellent gemacht, obwohl er in den ersten Tagen durch ein Waterloo gehen musste.

Aber wer soll es vorher machen, Posten im Rathaus sind ja keine mehr zu vergeben?

Das ist natürlich ein Knackpunkt. Wir haben aber Wiener Mandatare im Gemeinderat und Nationalrat - und wollen diesen Kreis bei der Suche noch erweitern. Ich schließe mich aber aus; auch Gabriele Tamandl will nicht länger als vereinbart Obfrau sein.

Ist ein 2er vorne bei der Nationalratswahl 2013 in Wien realistisch?

Na sicher. Man muss sich immer ein Ziel stecken. Und es gab ja immer eine Differenz zu Gemeinderatswahlen.

Zur PersonFritz Aichinger (65) ist seit September ÖVP-Klubobmann im Wiener Gemeinderat. Der studierte Handelswissenschafter ist Vater von zwei Kindern. Seine Funktion als Handels-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer (seit Juni 2010) legt er mit November zurück.