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Bissig, aggressiv: Der BZÖ-Spitzenkandidat im ORF-"Sommergespräch". | Wien. Mancher Beobachter hatte sich bereits die Augen gerieben: Ist das wirklich "der" Peter Westenthaler, der in seinem ersten politischen Leben keine Gnade für Gegner und alle, die für solche hielt, kannte? So faserschmeichelweich gab sich der BZÖ-Spitzenkandidat seit seinem Comeback. Zweifler können aufatmen: Ja, es ist derselbe, der am Dienstagabend Gabi Waldner im ORF-"Sommergespräch" gegenübersaß.
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Und Westenthaler knüpfte gleich dort an, wo er zuletzt geendet hatte: Mit einer frontalen Attacke auf noch-ORF-Chefin Lindner, der er zu verdanken glaubt, dass er sein TV-Schaulaufen in ungeliebter Konkurrenz zu Live-Fußball auf ORF1 absolvieren musste. Lindners Dienstvertrag jedenfalls sei ein "Skandal", ihr Salär belaufe sich auf 370.000 Euro und damit "mehr als der Bundespräsident oder der Kanzler". Wie sehr sich Waldner auch mühte, das eigene Haus herauszuhalten, gegen den geübten Kampfrhetoriker war sie in diesem Moment chancenlos.
Doch das war nur der Auftak zu einem durchaus kurzweiligen Schlagabtausch. Erstmals punkten konnte Waldner, als sie Westenthaler fragte, warum er - nach dem Namen Freiheitliche, dem Sitz in der Wahlbehörde und, möglicherweise, dem dritten Listenplatz, nicht auch die Schulden der FPÖ zurückwolle. Natürlich wollte er nicht, und auch von orangen Postenschacher wollte er nichts wissen. Das sei - "Ich bins, Peter Westenthaler alles" - alles vor seinem Comeback gewesen. Und wie er es argumentierte, war nett anzuschauen.
"Nun zu Sachfragen. Ausländer", leitete Waldner eine neue Runde ein. "Jawohl!" zeigte Westenthaler Vorfreude. Was folgte war ein Taferlkrieg, in dem Waldner nachzuweisen versuchte, dass ihr Gegenüber mit falschen Zahlen hantiere. Westenthaler behauptet einen Stopp der steigenden Zuwanderung im Jahr 2002, Waldner wies ihm das Gegenteil nach. Als Innenminister, der er nach den Wahlen sein möchte, werde die Zahl der Ausländer aber sicher zurückgehen, versprach Westenthaler. Umsetzen will er das, indem er in den Ausländergesetzen die "Kann-" zu "Muss-Bestimmungen" machen würde. Am Plan, 300.000 integrationsunwilligen Ausländern abzuschieben, will er festhalten.
Mit "abgelehnt" beantwortete er den Vorschlag von Kanzler Schüssel, die Sperre für osteuropäische Arbeitnehmer für den Pflegebereich aufzuheben. Statt dessen will er Aupair-Verträge, Arbeitslose als Pfleger ausbilden und eine Erhöhung des Pflegegeldes. Zuguterletzt noch ein Wahlzuckerl: Westenthaler versprach 50 Euro Schulstartgeld für alle Kinder. Keine Frage: Peter Westenthaler is back.