Frank Stronach gab sich als Zeuge im Westenthaler-Prozess als Gönner.
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Wien. Damit eines klar ist: "Ich sag’ immer die Wahrheit." Frank Stronach wäre nicht Frank Stronach, hätte er die formale Zeugenbelehrung von Richter Wolfgang Etl nicht zur eigenen, durchaus nicht uncharmanten Überhöhung genützt. Ein Elfmeter quasi.
Stronach, einst Bundesliga-Präsident, war am Dienstag am Wiener Landesgericht als Zeuge in der Strafsache gegen die zwei ehemaligen Vorstände Peter Westenthaler und Thomas Kornhoff geladen. Es geht um eine Nachwuchsförderung der öffentlichen Hand, die mutmaßlich zweckwidrig für die Begleichung einer Finanzschuld der Liga verwendet worden sein soll. Es ist eine sehr komplexe Angelegenheit, in der bisweilen unklar ist, wer überhaupt getäuscht worden sein soll, wer Geschädigter ist. Es geht dabei um schweren Betrug, für die Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.
Mit Stronachs Beitrag zur Aufklärung der Causa verhielt es sich ähnlich wie mit seinem Anteil am Gedeih des österreichischen Fußballs: sehr bescheiden. Allerdings ließ Stronach auch in diesem Fall die Gelegenheit nicht ungenützt, seine Verdienste doch herauszustreichen, etwa dass David Alaba in der von ihm begründeten, bezahlten und nach ihm benannten Frank-Stronach-Akademie ausgebildet wurde. Die Akademie gibt es heute nicht mehr.
Unbestritten ist: Der Nachwuchs war Stronach sowohl als Chef der Austria (1999 bis 2007) als auch der Bundesliga (1999 bis 2005) ein großes Anliegen. So hatte alles auch begonnen, als Stronach mehr zufällig als geplant das Nationalteam gegen die USA mit 0:3 verlieren sah. Sein Befund damals: In Amerika gibt es eine bessere Sportausbildung, diese sollte auch Österreich bekommen. Die Realität hielt jedoch den hehren Anliegen nicht stand.
Im Zeugenstand klang das dann so: "Wenn eine Firma nicht in Forschung investiert, kann sie nicht bestehen." Die Nachwuchsförderung sei in der Liga stets Thema gewesen. "Wir waren sehr interessiert, wie wir diesen Massensport weiterbringen können", sagte Stronach, der einst als Ligachef ein Juniorenteam an der Meisterschaft teilnehmen lassen wollte. Dazu kam es jedoch nie.
"Hätte Finanzloch gestopft"
"Wir haben auch immer versucht, an Gelder zu kommen", so Stronach. Und tatsächlich kam es ja auch zu einer Förderung durch den Nationalrat in Höhe von einer Million Euro, für "forcierte Nachwuchsarbeit" im Zusammenhang mit der Fußball-EM 2008. Doch wurde dieses Geld dann tatsächlich für die Begleichung der Finanzschuld verwendet?
Stronach blieb in seinen Angaben ungenau, teilweise widersprachen diese einander auch. An einer Stelle erklärte Stronach, die Bundesliga sei "kein privater Verein", dann wieder: "Die Liga war nur ein gemeinnütziger Verein." Sie sei, jedenfalls zu jener Zeit, knapp bei Kasse gewesen, erklärte der Mäzen. Die Frage stellte sich also: "Geben wir es für Jugendförderung oder geben wir es für die Schuldentilgung?" Es wurde am Ende beides. "Ich weiß nur das eine", sagte Stronach, "wir haben das beste für den Fußball gemacht."
Eine in diesem Prozess häufig aufgetauchte Frage wurde auch Stronach gestellt: Was wäre passiert, wenn die Förderung nicht gekommen wäre? "Manche Vereine hätten es nicht verkraftet, wenn die Bundesliga das Budget gekürzt hätte. Aber vielleicht hätte es einen Gönner gegeben, der die Schulden bezahlt hätte." Ein Gönner? "Also ich hätte es schon vorgestreckt, ich war der Präsident, in Konkurs wäre die Liga nicht gegangen."
"Ich mach’ 50.000 am Tag"
So weit kam es nicht, die öffentliche Förderung wurde beschlossen, die Ausschüttungen an die Vereine, eben auch für die zu jener Zeit forcierte Nachwuchsarbeit, flossen wie ausverhandelt. Welches Geld wofür verwendet wurde? Stronach: "Wenn du Wasser im Brunnen hast, weißt du ja auch nicht, von welchem Bauern das ist. Es ist eine Million für die Jugendförderung reingegangen."
Wie bereits Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel zeigte sich Stronach verwundert, dass über die Causa überhaupt prozessiert werde. Denn: "Ich hab’ nur gegeben, und soviel ich weiß, auch alle anderen Präsidenten. Es waren alle Fußballfanatiker, sie haben oft mehr Geld ausgegeben, als sie ausgeben hätten sollen. Es waren gute Leute dabei." (Urteil im Kartnig-Prozess auf Seite 23, Anm.)
Nach einer Stunde war die letzte Frage zur Causa gestellt, die Stronach-Show allerdings noch nicht ganz vorbei. Auf die Frage des Richters, ob Stronach Fahrtkostenersatz beantrage, zeigte sich dieser wieder gönnerhaft. "Nein, geben Sie es einem Armen. Ich mach’ 50.000 am Tag." Der Prozess wird am 26. November fortgesetzt. Unter anderem wird Westenthalers langjähriger Mitarbeiter Kurt Lukasek via Video aus Abu Dhabi zuschaltet und befragt; auch zum zweiten Teil der Anklage, einer 300.000-Euro-Überweisung der Lotterien an eine BZÖ-Agentur.