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Ich hab’ ein Pfand in meiner Hand . . .

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft

Das Vertrauen in die Banken ist so gering wie selten zuvor - dennoch wenden sich viele Anleger vertrauensvoll an sie, wenn es um Pfandbriefe geht.


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"Covered Bonds", also "bedeckte Anleihen", ist der Überbegriff für alle möglichen Anleihen, die mit einer Absicherung hinterlegt sind. Bei den klassischen Hypothekarpfandbriefen, über die derzeit zumeist gesprochen wird, wenn das Wort "Pfandbriefe" fällt, sind es zum Beispiel Grundstücke. Das heißt, dass immer noch ein materieller Wert verkauft werden kann, sollte die Bank, die die Anleihe, also den Pfandbrief, begeben hat, insolvent werden. "Pfandbriefe aus Österreich, Deutschland, Holland und anderen Core-Ländern weisen ein attraktives Chance-Risikoverhältnis auf," sagt etwa Martin Bruckner, Vorstandsmitglied der Allianz Investmentbank AG. Er sieht großes Interesse an dieser Anlageform und empfiehlt auch den Kauf - aber natürlich nur solcher Produkte, die möglichst gut reguliert sind.

Nicht alle "Covered Bonds" sind nämlich Pfandbriefe im österreichischen oder deutschen Sinn, wo strenge Vorschriften über die Ausgabe dieser Anleihen, die Möglichkeiten zur Besicherung und gegebenenfalls die Insolvenzabwicklung bestehen. Ähnlich streng ist die Gesetzeslage in den Niederlanden, Frankreich und noch ein, zwei anderen Kernländern der Eurozone. So dürfen zum Beispiel nur maximal für 60 Prozent des Verkehrswertes der Liegenschaft Kredite vergeben werden, um einen Polster für mögliche Preisrückgänge zu haben. Außerdem muss das Objekt, das zur Besicherung verwendet wird, bestimmten Qualitätskriterien entsprechen, um sicherzustellen, dass es im Insolvenzfall auch verkauft werden kann.

Bei Insolvenz fallen diese Liegenschaften übrigens nicht in die Konkursmasse sondern werden gesondert verkauft und die Pfandbriefinhaber vorrangig bedient. "Damit ist auch eine mögliche neue Bankenkrise kein Problem, weil der Deckungsstock der Pfandbriefe stark besichert ist", ist Bruckner überzeugt.

Auch die gestiegene Nachfrage nach Pfandbriefen sieht der Allianz-Vorstand gelassen: "Die Banken müssen derzeit ihre Bilanzen schrumpfen und hierbei ist die Ausgabe von Pfandbriefen eine Möglichkeit, Risikokapital zu reduzieren."

Die Banken müssen also, einerseits um das Vertrauen der Kunden zu stärken, andererseits aber auch, weil strengere Bankenregulierungen unmittelbar bevorstehen, möglichst viel Fremdkapital und risikoreiche Anlagen "aus ihren Büchern" herausbekommen. Im Gegenzug können sie Geld über gut regulierte und gut besicherte Pfandbriefe wieder von den Investoren ausborgen. Das kostet mehr, weil mehr Sicherheiten verlangt werden, wirkt sich aber in der Bilanz positiv auf die Reduktion des Risikokapitals aus.

Der Nachteil für Investoren ist die relativ lange Laufzeit von mindestens ein bis fünf Jahren oder mehr und die relativ geringe Rendite von knapp um die zwei Prozent. Mehr Ertrag gibt es nur, wenn die Bank, die den Pfandbrief emittiert, eine schlechtere Bonitätseinstufung hat, und das bedeutet mehr Risiko.

Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.