)
Online-KreditVermittlung boomt. | Österreich-Niederlassung bis 1. Juni. | Wien. Die Internet-Kreditplattform eLolly kommt nach Österreich. In Deutschland boomt das Geschäft der Online-Vermittler bereits, hierzulande könnte der Markteintritt jedoch Konsumentenschützer und Finanzmarktaufsicht auf den Plan rufen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Eigentlich wirkt die Geschäftsidee einfach: Eine Internetplattform hilft Kreditsuchenden dabei, passende - private - Geldgeber zu finden. Werden sich beide über die Höhe der Zinsen, die Sicherheiten und alle anderen Konditionen einig, schließen sie einen Vertrag miteinander ab. Die Betreiber der Plattform kassieren keine Provision sondern verdienen ausschließlich an der Registrierungsgebühr. Banken bleiben außen vor.
Letzteres dürfte eLolly-Gründer Dirk Morina gar nicht stören. Er selbst sei einmal auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für eine "super Geschäftsidee" bei den Banken abgeblitzt, erklärt er gegenüber der "Wiener Zeitung". Nun stellt er seine Plattform Leuten zur Verfügung, die ebenfalls - aus welchen Gründen auch immer - Alternativen zum klassischen Bankkredit suchen.
Laut Morina bewährt sich das System: Seit Mitte Februar sei eLolly online, bis dato verzeichne die Website bereits 3,4 Mio. Klicks. Es hätten sich knapp 90.000 Kunden registriert, rund ein Drittel davon werde jedoch als "unseriös" ausgesiebt. Gerade was Minderjährige oder gewerbliche "Kredithaie" angeht, muss Morina vorsichtig sein: Verbraucherschutz und Finanzmarktaufsicht beobachten sein Treiben mit Argusaugen - und das wohl auch bald in Österreich.
"Verschuldungsspirale"
"Wir haben schon während der Startphase in Deutschland viele Anfragen aus Österreich gehabt", erklärt Morina - "im Tausender-Bereich". Bis dato würden die österreichischen Kunden von Deutschland aus mitbetreut, bis spätestens 1. Juni wolle man jedoch eine Niederlassung in der Alpenrepublik gründen.
Thomas Eisenmenger, Experte für Finanzdienstleistungen bei der Arbeiterkammer (AK), weiß von diesen Plänen zwar noch nichts, reagiert jedoch mit Besorgnis. Die "Verschuldungsspirale" könnte sich noch schneller zu drehen beginnen, wenn sich Leute ohne Bonitäten zu überhöhten Zinsen Geld von einem allzu risikobereiten Gläubiger holen würden. "Die Gefahr der Verschuldung steigt extrem", gibt Eisenmenger zu bedenken.
Morina weist dies zurück: "Wir sind nicht der rettende Strohhalm für Sozialhilfeempfänger ohne Sicherheiten." Die Geldverleiher auf seiner Plattform seien schließlich "keine blauäugigen Schafe". Im Unterschied zu Banken würden sie jedoch alternative Absicherungen wie Autos oder sogar Arbeitskraft akzeptieren. Um Zinswucherer herauszufiltern, setze man "Lockvögel" ein und arbeite an einem internen Ratingsystem.
Fernsehwerbung
Doch auch rechtlich bewegen sich Kreditvermittler auf dünnem Eis: "Grundsätzlich ist Kreditvermittlung ein konzessionsgebundenes Bankgeschäft", erklärt Klaus Grubelnik, Pressesprecher der österreichischen Finanzmarktaufsicht. Ausgenommen seien jedoch zum Beispiel Personalkredite. Diese sind ausschließlich von der Bonität des Kreditnehmers abhängig. Hier reicht eine Gewerbeberechtigung, um Kredite vermitteln zu dürfen. Eine solche könnte sich Morina für seinen Markteintritt in Österreich bald besorgen: Bereits Ende Mai sollen hierzulande die ersten Werbespots für eLolly im Fernsehen zu sehen sein.